Herdecke. . Nach einer intensiven Debatte stimmte eine Rats-Mehrheit für Hugo Knauer als Namenspatron der Vinkenberg-Grundschule. Die Diskussion geht weiter.

Es ging um Respekt, Totenwürde und persönliche Motive. Am Ende stand fest: Die Grundschule Vinkenberg heißt nach den Sommerferien „Städtische Gemeinschaftsgrundschule Hugo Knauer“. Mit 22 Stimmen zuvorderst von den Sozialdemokraten beschloss der Rat der Stadt Herdecke, dem Antrag der Schulkonferenz zuzustimmen und den langjährigen SPD-Bürgermeister als Namenspatron für die Einrichtung nach ihrem Umzug von der Vinkenbergstraße nach Ende anzunehmen. 14 Enthaltungen zeigten, dass es bei dem Verfahren Klärungsbedarf gibt.

Zunächst warf Peter Gerigk von den Grünen der SPD vor, dass diese sich einer allgemeinen Diskussion in Sachen Namensgebung verweigere. Etwa mit Blick auf die Nazi-Zeit gelte es, grundsätzlich die Identität und Opfer- oder Täterrollen zu überprüfen. Es sei auch ein Fehler gewesen, bei der Benennung der Werner-Richard-Schule am Bleichstein nicht genauer hingeguckt zu haben. „Vielleicht gibt es ja geeignetere Persönlichkeiten wie die Herdecker Kinderbuchautorin Otti Pfeiffer?“ Dieser Vorschlag von FHS-Lehrer Gerd Jüngst fand auch bei Iris Stalzer von der Fraktion H plus Zustimmung. „Künftig sollten wir uns solche Fragen bewusster machen, in dem konkreten Fall ist es unglücklich gelaufen.“

SPD-Fraktionschefin Nadja Büteführ warf Gerigk mangelnden Respekt vor, dessen Nachtreten sei persönlich motiviert. „Ich bin geschockt und beschämt. Wir sind uns sehr sicher, dass es keinen Anlass gibt, an Knauers Integrität zu zweifeln und seine Vergangenheit infrage zu stellen. Nach 33 Jahren als Bürgermeister hier und vielen Ehrungen hat er es nicht verdient, dass so mit ihm umgegangen wird.“

Dagegen hielt Heinz Rohleder als ihr Gegenüber von der CDU das grundsätzliche Verfahren für richtig, unterschwellige Vorwürfe in Richtung Knauer seien damit ja nicht beabsichtigt. Genau das sei aber geschehen, entgegnete Pia Wolf von den Linken. Das griff Wilhelm Huck (FDP) auf und zweifelte trotz dessen Verdiensten am Vorbildcharakter Knauers.

Antrag der Grünen zurückgestellt

Die Diskussion ging kurz darauf weiter, da die Grünen Informationen über Namensgeber für öffentliche Einrichtungen in Herdecke einholen wollen, gerade im Zusammenhang mit den 1930-er Jahren. „Wir streben keine Umbenennungen an, sondern wollen zur Diskussion anregen“, begründete Gerigk den Antrag. Fraktionskollege Andreas Disselnkötter ergänzte, dass es in Herdecke viele Erkundigungen über Opfer, aber nur wenige über Täter gab bzw. gibt. „Andere Städte überprüfen dies längst, da hat es teilweise schon Umbenennungen gegeben. Daher wäre das Verfahren auch für uns schon früher sinnvoll gewesen.“

Jan Schaberick wollte dies für die SPD nicht mittragen, da er eine Verquickung mit der Person Knauers sehe („Nachtreten post mortem gehört sich nicht“) und der Antrag nicht konkret genug sei. Neben den Nationalsozialisten müssten auch andere Unrechts-Regime berücksichtigt werden, zudem sollte es bestimmte Kriterien bei der Überprüfung geben. Die Sozialdemokraten wollen sich dem Verfahren aber nicht verschließen.

Dem stimmte Ulrich Wischkämper von den Linken zu. Der Antrag sei nicht schlecht, nötig seien Ergänzungen und Erweiterungen zum Zeithorizont und Personenkreis. Nicht nur Herdecker sollten genau beleuchtet werden, ehe nach ihnen etwas benannt werde.

Jochen Plaßmann (FDP) sprach sich für erweiterte Kriterien und vorige Absprachen aus, um Personen nicht öffentlich zu beschädigen. Nach Jens Plümpes (H plus) Vorschlag, eine fraktionsübergreifende Arbeitsgruppe zu installieren, waren alle dafür, nach den Ferien gemeinsam das künftige Vorgehen bei Namensbenennungen zu regeln.