Wengern. . Zum „Tag der Architektur“ öffnen sich in Wetter und Herdecke Türen. Ein Holzhaus in Wengern bietet innen viel Luft und Licht. Architekt Bastian Brakemeier hat es für seine Eltern geplant.
Wäre es rot, könnte man das Haus im Elbscheweg 22 glatt mit einem überdimensionalen Monopoly-Stein verwechseln. Vier Wände, ein Dach, keine Schnörkel, keine Ecken, nicht einmal eine Traufe. Der moderne Bau, der ein wenig zurückgesetzt von der schmalen Straße im Garten eines historischen Bauernhauses entstanden ist, fällt aber auch wenn er nicht rot ist, gerade wegen seiner Farbe ins Auge. „Schiefergrau“, sagt Architekt Bastian Brakemeier, der das Holzhaus entworfen hat. Eine Farbe, die sich in den verwitterten Platten wiederfindet, mit denen das Nachbarhaus verkleidet ist.
Zwang zum Satteldach
So verschlossen – Brakemeier spricht gar von introvertiert – sich der Bau von außen präsentiert, so offen und lichtdurchflutet zeigt er sich im Innern. „Es ist immer ein interessantes Erlebnis, wenn Menschen hereinkommen“, sagt Brakemeier, der das Haus für seine Eltern entworfen hat. Die anfängliche Skepsis gegenüber der nüchternen Architektur wandelt sich schnell in Begeisterung. Vor allem auch, weil der Architekt den von der Gestaltungssatzung vorgegebenen Zwang zum Satteldach individuell gelöst hat: Der Raum ist Raum geblieben, nach oben offen bis unters Dach. „Das ist ein Luxus, den man sich nicht immer leisten kann“, weiß der 40-Jährige. Plant ein Bauträger, muss jeder Quadratmeter auch nutzbar sein. „Hier gab es natürlich auch ein Budget, doch auch die Chance, eigene Ideen zu verwirklichen.“
Mit Altpapier gedämmt
Die vielen Treppen in ihrem alten Reihenhaus waren der Grund für die Eltern des Architekten, über einen Umzug nachzudenken. Eigentlich wollten sie in einem Bungalow ganz ohne Stufen das Alter genießen, doch auf dem Grundstück am Elbscheweg musste ein Dach auf dem Haus sein. Also gibt es nun ein barrierefreies Erdgeschoss, viel Luft über dem kombinierten Wohn- und Essbereich mit offener Küche und ein halbes Obergeschoss mit Galerie, Gästezimmer und Bad.
Was die grauen Putzwände außen und die weißen Flächen innen nicht verraten: Alles ist aus Holz. Bastian Brakemeier hat sich unter dem Namen Holzhaut Architektur vor zwei Jahren in Köln selbstständig gemacht und plant ökologische Holzhäuser. Ein Ständerwerk aus Holzrahmen, Holzfaserplatten, die mit Dämmfasern aus Altpapier gefüllt sind, innen und außen verputzt, darauf ein Dach mit einer ähnlichen Konstruktion und flachen, schnörkellosen Ziegeln. Alles zusammen ergibt einen diffusionsoffenen Bau, dessen Energieverbrauch dem eines Passivhauses nahekommt und ein angenehmes Wohnklima bietet.
Genau das will Bastian Brakemeier nicht nur Kunden, sondern auch interessierten Besuchern gerne im Original zeigen. Darum hat er den Bau im Elbschetal zum Tag der Architektur angemeldet. 375 Bauwerke aller Art, Quartiere, Gärten und Parks in 163 Städten und Gemeinden Nordrhein-Westfalens öffnen am Wochenende 27./28. Juni ihre Türen. „Das ist eine gute Gelegenheit, zu sehen, dass ein Holzhaus nicht eine Holzkiste sein muss“, will Brakemeier auch mit Vorurteilen aufräumen.
Werbung in eigener Sache
Und ein bisschen Werbung in eigener Sache ist es natürlich auch. „Solch ein Haus zu entwerfen, das ist natürlich nicht der Alltag“, sagt der junge Architekt, der vor dem Studium eine Schreinerlehre absolvierte. Sein Geld verdient er meist mit Um- und Anbauten. Die Holzhäuser aber sind seine wahre Leidenschaft. Dem Bau im Elbscheweg sieht man es an.
Fakten
Der „Tag der Architektur“ jährt sich zum 20. Mal. Eine Datenbank mit Details zu den Bauwerken gibt es unter www.aknw.de.
Im vergangenen Jahr nutzten rund 35 000 interessierte Bürger die Gelegenheit, spannende Privathäuser, aber auch neue Miet- und Eigentumswohnungen, Bauwerke für Verwaltung, Schule und Bildung, Senioren, Handwerk und Gewerbe zu besichtigen.
In Herdecke ist das Café Kornspeicher an beiden Tagen von 11 bis 17 Uhr geöffnet. Zu dieser Zeit kann das gesamte Gebäude besichtigt werden.
Für die Grünanlage Ruhraue, geplant von Landschaftsarchitekt Gordon Brandenfels aus Münster, gibt es um 11, 12, und 13 Uhr Führungen, Start am Café Extrablatt (Eingang).
Das Haus im Elbscheweg 22 (Foto unten) ist Samstag, 27. Juni, und Sonntag, 28. Juni, jeweils von 12 bis 16 Uhr zu besichtigen.