Herdecke. . Wegen hoher Sanierungskosten in dem Gebäude kündigte die Stadt Herdecke den Pachtvertrag mit den Bleichsteinterrassen, es gibt keinen Nachfolger.
Ein Ende bietet die Chance für einen neuen Anfang. Über das Aus für die Freibad-Gastronomie Bleichsteinterrassen freut sich nach vielen Jahrzehnten zwar niemand, doch gibt es sowohl für den Betreiber Nathaniel Stott als auch für die Stadt Herdecke als Eigentümerin des Gebäudes Perspektiven. Während „der Engländer“ die leerstehende Kultkneipe Tante Alma in der Fußgängerzone übernehmen wird, arbeitet die Verwaltung an einem neuen Konzept für die Verpflegung der Badegäste.
In dem zweigeschossigen Funktionsgebäude im hinteren Teil des Freibads, Baujahr 1931 und auf Holzständern errichtet, war ursprünglich keine Gastronomie vorgesehen. Unten Technik, darüber Umkleiden und Räume für den Schwimmmeister. „In den letzten Jahren haben wir die notwendigen Reparaturen gemacht und festgestellt, dass für eine langfristige Ertüchtigung des Gebäudes mit einer Gastronomie 300 000 Euro Sanierungskosten anfallen würden“, so Stadtsprecher Dennis Osberg. Viel Geld für eine klamme Kommune. Weder die Verwaltung noch der Rat, der in nicht-öffentlicher Sitzung kürzlich darüber beriet, wollen dies investieren. Über das zeitliche Vorgehen informierte die Stadt Stott vorsorglich Ende 2014, in dieser Woche erhielt der Pächter die fristgemäße Vertrags-Kündigung zum 31. Oktober 2015.
Jahrzehntelanger Betrieb
Nach drei Jahren ist für ihn in den Bleichsteinterrassen, die zuvor Jutta Freitag 27 Jahre lang führte, also Schluss. „Ich finde es schade, dass es da nicht weiter geht und hätte in einem sanierten Gebäude gerne weiter gemacht“, sagt Nathaniel Stott, der ebenfalls eine umfassende Modernisierung für nötig erachtet. „Ich bin ich froh und dankbar für die Zeit dort, aber die schlechte Isolierung speziell im Winter ist wirklich ein Problem.“ Ärgerlich: Investitionen in fünfstelliger Höhe kann Stott mit keinem Nachmieter verrechnen, da es einen solchen nicht gibt.
Im Auftrag der Politik soll sich die Stadt nun um die Zukunft im Freibad Gedanken machen. „Eine kleine Lösung gibt es nicht“, berichtet Osberg von Untersuchungen des Amtes für Hochbau und Bauunterhaltung. Die Sanierungsliste in dem Gebäude ist lang: Fassade, Fliesen, Dachdämmung, Elektrik und Küche müssten erneuert werden. „Wir müssen jetzt erst einmal die Fragen zur Freibad-Technik klären. Womöglich brauchen wir für den Filter, der sich unter der Terrasse der Gastronomie befindet, mehr Platz“, so der Sprecher der Stadt, der ein Teil der Innenausstattung (etwa Theke) in dem Betrieb gehört.
Diese Saison läuft alles normal
Da die Versorgung der Schwimmgäste in der Saison 2015 durch die Bleichsteinterrassen gewährleistet sei, zielt das in den nächsten Monaten zu erstellende Nutzungskonzept auf die Jahre ab 2016 ab. „Es wäre schön, wenn es auch künftig eine gastronomische Versorgung am und im Freibad bzw. an dieser Stelle des Ruhrtal-Radwegs gibt“, sagt Osberg. „Eine klassische Nachfolge kann und wird es aber nicht geben, zudem hat die Vermietung der Freibad-Gaststätte im Vergleich zu infrastrukturellen Aufgaben für uns nicht die oberste Priorität.“ Aus Sicht der Stadt seien die Gespräche mit Stott fair verlaufen, ihm wolle man angesichts seiner Einbußen Brücken bauen und unterstützen, so es denn geht.
Die Stadt plant, am Pfingstwochenende die Freibadsaison zu eröffnen. Bis zum Herbst erhalten die Schwimmgäste weiterhin Getränke, Eis, Pommes und mehr aus der Küche der Bleichsteinterrasse und von Stotts Team.
„Der Engländer“, so Stotts Spitzname in Herdecke, will die Freibad-Gastronomie wegen der Doppel-Belastung durch die Übernahme der Tante-Alma-Kneipe vor dem Auslaufen des Pachtvertrags voraussichtlich vor Ende Oktober schließen, ein genauer Termin steht noch nicht fest.