Herdecke. . Auf dem Schnee soll ein neuer Supermarkt gebaut werden. Die Stadt Herdecke und die Politik äußerten nun aber Bedenken wegen der Quadratmeterzahl.

Ja, aber: Auf diesen Nenner lässt sich die Reaktion der Herdecker Stadtverwaltung und der Lokalpolitik mit Blick auf eine mögliche Neuansiedlung eines Supermarktes auf dem Schnee bringen. Grundsätzlich sind etwa auch die Mitglieder des Bauausschusses für eine Nahversorgung der Bürger an der Stadtgrenze zu Witten, wo der Edeka im Oktober 2013 aufgab. Allerdings äußerten alle Fraktionen Bedenken, da eine große Verkaufsfläche dort das Einkaufszentrum in Kirchende gefährden könnte.

Die Stadt Witten hatte der benachbarten Verwaltung Pläne und ein Gutachten zum Neubau eines Supermarktes an der Stadgrenze mit der Bitte um eine Stellungnahme zukommen lassen. Die Fraktionen aus Herdecke unterstützen die Einschätzung von Baumamtsleiter Daniel Matißik, der auf die Zweckbestimmung „Lebensmittelmarkt“ (750 Quadratmeter für Nahrungs- und Genussmittel) sowie eine maximale Verkaufsfläche von 1000 Quadratmetern Wert legt. „Wir dürfen hier nicht dem Profitinteresse eines Investors nachgeben“, sagte etwa Peter Gerigk von den Grünen. „Eine Riesenfläche ist hier nicht notwendig, auch kleine Markttreffs können sich etablieren.“

Schon Zusage für Erweiterung

Doris Voeste (CDU) mahnte die Verhältnismäßigkeit an. „Die Größenordnung sollte sich am Kundenkreis orientieren, in Kirchende stehen 1200 Quadratmeter zur Verfügung.“ Während ihr Parteikollege Georg Torwesten bei aller Gesprächsbereitschaft solch eine Größenordnung auf dem Schnee ablehnte, lenkte auch Wilhelm Huck (FDP) den Blick nach Kirchende. Um die dortige Situation nicht zu gefährden, „wollen wir ja beispielsweise auch am Ahlenberg nichts ansiedeln“. Nach zuvor 800 Quadratmetern gebe es ja aus Herdecke schon die Zusage zu einer Vergrößerung, aber eben nur begrenzt.

Dieter Kempka hingegen von den Linken befürwortete einen neuen Lebensmittelmarkt an der Stadtgrenze mit dem Hinweis auf fußläufige Erreichbarkeit für die dort lebenden Bürger. „Bei einer Erweiterung um 100 Quadratmeter sehe ich keine Gefahr für Herdecker Geschäfte.“ Angesichts der Unterversorgung für die Bevölkerung auf dem Schnee wolle er das Prozedere nicht verzögern.

Rechtliche Vorschriften einhalten

Dem stimmte Matißik nur mit Blick auf die demografische Lage dort zu. Doch auch wenn die dort lebenden Menschen nicht mehr so mobil seien, dürfe man bei aller Notwendigkeit für eine Nahversorgung nicht die Größe der neuen Fläche aus den Augen verlieren. „Der Eigentümer der Immobilie sollte über Alternativen nachdenken.

Zum jetzigen Zeitpunkt sehe ich es als richtig an, uns gegen einen großflächigen Einzelhandel zu wehren“, sagte der städtische Bauamtsleiter mit Verweis auf Bedenken des Regionalverbands Ruhr (RVR) und ergänzte, dass für das Projekt weitere Beteiligungen aus der Nachbarschaft eingeholt werden sollen. „Die vorliegende Planung widerspricht rechtlichen Vorschriften.“ Wobei ja sogar mal 1500 Quadratmeter im Gespräch waren, wovon man aber mittlerweile wieder Abstand genommen habe.

Die SPD hingegen schwankte in ihrer Einschätzung. Zunächst wollte Malte Dürr kein Kirchturmdenken aufkommen lassen und sagte, dass ein neuer Supermarkt in einer Siedlung eher zu begrüßen wäre als außerhalb in der Peripherie auf einer grünen Wiese. Gerd Tebben mahnte einen fairen Umgang mit den Nachbarn an und gab zu bedenken, dass eine Untergrenze womöglich Investoren abschrecken könnte. „Wenn ein paar Quadratmeter fehlen, kann das für die Existenz eines Betriebs schon zu wenig sein.“ Schließlich stimmten die Sozialdemokraten der Vorlage und den Bedenken doch noch zu.