Wetter. . Wahlkreis mit 2,4 Millionen Menschen: Der SPD-Europaabgeordnete Dietmar Köster koordiniert seine Termine mit Ulla Große-Ruyken von Wetter aus.

Ein paar Möbel, Schilder und letzte Handgriffe fehlen noch im neuen Europabüro von Dietmar Köster. Das liegt mitten in Alt-Wetter an der Königstraße 69a, direkt neben dem SPD-Parteibüro. Und während der SPD-Europaabgeordnete von Montag bis Donnerstag in Brüssel und Straßburg unterwegs ist, hält Büroleiterin Ulla Große-Ruyken im Wahlkreis die Stellung. „Ich bin sozusagen das Scharnier zwischen Dietmar Köster und seinem Wahlkreis, der mit 2,4 Millionen Menschen sehr groß ist“, sagt die Herdeckerin. Denn neben dem Ennepe-Ruhr-Kreis gehören dazu auch Bochum, Dortmund, Unna, Hamm, Warendorf und Münster.

Seit Anfang Juli kümmert sich Ulla Große-Ruyken um Kösters Büro. Die 54-jährige Diplom-Pädagogin hat vorher in der politischen Erwachsenenbildung gearbeitet, EU-Förderprogramme umgesetzt und Wissenstransferprozesse moderiert. Dietmar Köster lernte die Mutter von zwei Söhnen (15 und 18) schon vor vielen Jahren durch die Juso-Arbeit in Unna kennen. Nachdem sie viele Jahre Familie und Beruf vereinbar machte, „bin ich jetzt wieder voll eingestiegen“. Sprich: Die Büroleitung ist ein Vollzeitjob, der ihr viel inhaltliche, aber auch organisatorische Arbeit abverlangt.

„Es kommen tatsächlich auch Bürger persönlich hierher, aber die allermeisten Bürgeranfragen laufen über Mails.“ Zur Zeit beschäftige die Leute das Thema TTIP, aber es kämen auch Fragen zur Umwelt. „Was wünscht Ihr Euch von Dietmar Köster?“ Mit solchen Fragen geht sie ihrerseits auf die Menschen zu, stellt Kontakt zur Basis her. „Außerdem organisiere ich Termine im Wahlkreis, denn Dietmar Köster wird oft angefragt als Referent oder Gastredner. Das wird vorzugsweise in die Wahlkreiswochen gelegt, das sind übers Jahr verteilte sitzungsfreie Wochen der EU-Parlamentarier“, erklärt die 54-Jährige.

Europa zu den Bürgern bringen, das sei ein großes Anliegen des erstmals ins Europaparlament gewählten Wetteraners Köster. Damit sie aus nächster Nähe erleben können, wie seine Arbeit als EU-Abgeordneter aussieht, lädt er nun auch zwei Mal im Jahr Bürger nach Straßburg ein. „Im Oktober war die erste Gruppe aus dem EN-Unterbezirk dort. Die waren beeindruckt von dem, was sich dort tut. Und sie konnten Dietmar Köster auch auf seinem Platz mit der Nummer 555 im Straßburger Parlament erleben“, sagt Ulla Große-Ruyken, die diese Touren organisiert und leitet.

Freitags wird die Woche geplant

„In der Regel kommt Dietmar Köster freitags gegen 14 Uhr hier an“, erklärt sie, blickt zur Tür und lacht. Denn just in diesem Moment betritt der SPD-Politiker das Büro, setzt sich schnell dazu und erklärt: „Freitags machen wir hier immer ein Jour fixe. Dann wird die Planung für die kommende Woche und darüber hinaus gemacht.“ Montags setze er sich dann wieder in den Zug nach Brüssel, was übrigens – auch mit oder trotz der Deutschen Bahn – gut funktioniere. „In Brüssel habe ich inzwischen eine Wohnung, damit ich am Ende des Tages ein bisschen nach Hause kommen kann. Ich fühle mich politisch wohl und bin in Brüssel angekommen“, sagt Köster. Wie er sich mit den anderen Abgeordneten aus allen Ländern Europas verständigt? „Bei offiziellen Sitzungen laufen Übersetzungen über den Kopfhörer. Bei informellen Gesprächen und Sitzungen wird Englisch gesprochen.“ Nur mit der Genossin, die links neben ihm im Parlament sitzt, sei die Verständigung etwas schwierig. „Sie ist Finnin und auch dann noch schwer zu verstehen, wenn sie Englisch spricht“, sagt er schmunzelnd.

Donnerstagabends landet Dietmar Köster mit dem Zug wieder am Dortmunder Hauptbahnhof; dann stehen – wie auch am Wochenende – oft noch Termine in seinem Kalender. „Nur einmal im Monat sollte ein Sonntag frei sein für die Familie“, sagt Köster, dessen 21-jährige Tochter in Bochum studiert.

Reden wir noch ein wenig über Europa und die Politik für die große Gemeinschaft, die Köster als Abgeordneter nun direkt mitgestaltet. „Viele Bürger fragen sich, wie es wirtschaftlich und sozial weitergeht, und sie machen sich Sorgen, was die außenpolitische Entwicklung betrifft. Da haben wir als Europaabgeordnete die große Aufgabe, die Skepsis gegenüber Europa abzubauen und mit unserer Politik nicht die Ängste noch zu schüren“, so Köster. An Stelle von Sparpolitik müsse Wachstums- und Beschäftigungspolitik treten, damit die Menschen mit Europa die Hoffnung auf ein besseres Leben verbinden.

Noch ein Satz zum Terror in Paris: „Es ist erschütternd und macht einen traurig, dass es Menschen trifft, die ihr Recht auf Meinungsfreiheit wahrnehmen. Wir müssen darauf bestehen, dass Europa ein Europa der Freiheit ist. Daran werden weder Extremisten unter dem Deckmantel des Islams noch deutsche Rechtspopulisten und Pegida-Anhänger etwas ändern.“