Herdecke. . Bodo Schläper hat eine besondere Beziehung zum Herdecker Bachplatz. Dort gehört ihm das ehemalige Große Purhollgut (Nummer 4), im Haus seiner Vorfahren hat sich der Jurist zum Autohändler entwickelt.

Orte verändern sich, Menschen auch. Insofern gibt es gewisse Parallelen zwischen Bodo Schläper und dem Herdecker Bachplatz. Zwischen den schmucken Fachwerkhäusern fuhren früher jahrzehntelang Kutschen und Autos. Was direkt zum Besitzer des denkmalgeschützten Gebäudes mit der Nummer 4 führt: Seit mehr als 20 Jahren gehört das ehemalige Große Purhollgut Bodo Schläper, der Kraftfahrzeuge an - und verkauft.

„Meine Eltern haben mich dort früher oft bei meinen Großeltern quasi abgegeben, ich bin da mit dem Kettcar und Fahrrad herumgedüst oder habe im Kies gespielt“, erinnert sich der 46-jährige Jurist, der dann als Rechtsreferendar Mitte der 1990-er Jahre längere Zeit in dem Haus seiner (mütterlichen) Vorfahren lebte. Zu denen gehört etwa sein Urgroßvater Jakob Schmidt, der am Bachplatz ein Baugeschäft führte. Während einerseits Briefe – etwa vom 20. November 1936, als sich der Bürgermeister zur Haus-Gestaltung äußerte – an die Historie erinnern, hat Schläper andererseits noch Geschichten im Ohr. „Als ich mich vor einiger Zeit mit einem Kunden in England über meine Heimat unterhielt, erzählte ich ihm, wie mein Urgroßvater 1943 nach der Bombardierung des Möhne-Stausees und der Überflutung Herdeckes mit dem Schlauchboot durch das Wohnzimmer gepaddelt ist.“

Oldtimer und Motorsport

Was Schläper im Ausland zu tun hat? Der Rechtsanwalt und Unternehmensberater im Automotive-Sektor hat sich beruflich neu orientiert, ist nur noch selten juristisch aktiv. Seit etwa zehn Jahren vertreibt er Autositze für Oldtimer und Motorsport. Am Bachplatz 4 hat er sich ein Büro für seine Import-Aktivitäten eingerichtet, im hinteren Teil in Richtung Hengsteyseestraße gibt es in ehemaligen Lagerräumen auf dem Hof zwei Ausstellungsflächen für Fahrzeuge und Sitze. „Ich mag Autos mit vielen PS und ausgefallene Sportwagen. Derzeit bin ich wieder auf der Suche nach etwas Besonderem.“ Er bezweifelt, ob er dieses Gefährt in der nahen Umgebung findet, zumal seine Kunden eher aus Nord- und Süddeutschland sowie aus ganz Europa (u.a. Schweiz und Österreich) kämen.

Kurios: Auch Werder Bremen gehört dazu. Für den Fußball-Bundesligisten organisierte der BVB-Fan die Trainerbänke im Weserstadion. „Ich hatte auch Kontakt zu Borussia Dortmund, aber meine Sitze für die VIP-Tribüne passten leider nicht.“ Die individuellen Bänke, für Schläper „modifizierte Autositze“, bot er als Deutschland-Vertreter eines englischen Herstellers auch dem FC St. Pauli an. Ein „bisschen ausgefallen“ sei die Idee schon, doch mit 40 Mustersitzen könne er eben nicht nur Rennfahrer und Autofans beliefern.

Das organisiert er vom Bachplatz aus. In seinem Haus hat er weitere Wohnungen vermietet, im Hof zudem Motorrad-Bastlern Räume für ihre Harley-Davidson-Maschinen überlassen. „Dort waren mal Häuser geplant, ich will da aber nichts ändern, nur bei Gelegenheit das noch aufhübschen“, sagt der Herdecker, der an der Ostsee aufwuchs und am Nacken wohnt. Als „Nizza an der Ruhr“ wirbt Schläper bei seinen Kunden für die Kleinstadt. „Das Bachviertel kenne ich aus meiner Jugend in Zeiten der Industrialisierung noch als hässliche, betonierte Fläche, ehe es malerisch umgestaltet wurde. Für mich ist dort der schönste Platz in Herdecke entstanden.“ Das sei ihm schon klar geworden, als er mit seiner Oma auf dem Balkon frühstückte und den Blick genoss. Zum Glück sei die Zeit vorbei, als hier sieben Straßen ankamen und Fahrzeuge lärmten. So der etwas verrückte Autonarr Schläper.

Hintergrund

Das frühere Große Purhollgut wurde 1675 als zweigeschossiges Fachwerkhaus am Südrand des Bachplatzes errichtet und im Juli 1985 als Wohngebäude in Herdeckes Denkmalliste eingetragen. Es gehörte u.a. den Pfarrern Wiendahl, Bürgermeister Caspar Lange und den Lohgerbern Sander. 1878 trat auf der ehemaligen Deele die Nachbarschaft „Am Bach“ zur Gründungsversammlung zusammen und versicherte sich wechselseitiger Hilfe bei Not und Tod.

Zwischen 1900 und 1914 erfreute sich hier jährlich eine geschlossene Bürgerrunde an einem Kuhschwanzessen. 1938 entkernte der Bauunternehmer Jakob Schmidt den Bau, das Fachwerk wurde bis zur Grundmauer abgetragen (Quelle: Ulrike Brux „Denkmäler im Ennepe-Ruhr-Kreis“).