Wetter. . Auf dem früheren Friedhof an der Bornstraße liegt sehr versteckt eine Grabstätte für polnische Zwangsarbeiter. Und wer die hölzerne Grabstele von hinten beschaut, findet ein weiteres Opfer aus den Kriegstagen in Wetter.

Auch wenn die Spielgeräte bis auf einen Meter an die beiden Koniferen heranreichen, dürften weder Kinder noch Eltern den Grabstein wahr genommen haben. Zu sehr ist er vom Grün überwuchert, zu unerwartet ist hier die Begräbnisstätte für ein halbes Dutzend junger Männer. Auf einer Holzplatte stehen die Namen und der Todestag.

Wenig später war der Krieg vorbei

Ende der siebziger Jahre ist die Grabstelle erneuert worden. Leser Andreas Kauert kann sich daran noch gut erinnern. Mit den anderen Jungen und Mädchen seiner Grundschulklasse ist er zu der frisch hergerichteten Gedenkstätte gegangen. In Wetter mussten sie arbeiten, in Wetter waren sie interniert, und hier sind sie gestorben. Hinter fünf der Namen steht das gleiche Todesdatum: der 12. April 1945, wenige Tage vor dem Ende des zweiten Weltkrieges.

Damals auch hat Kauert aufgeschnappt: Die jungen Männer sollen erschossen worden sein. Angeblich, weil sie Brot geklaut haben. Im städtischen Archiv steht allerdings etwas Anderes: Fünf Mal ist „Herzschwäche“ als Todesursache angegeben. „Da ist schon klar, was passiert ist“, sagt Dietrich Thier, Stadtarchivar in Wetter. „Aber es ist nichts zu beweisen.“

Noch ein weiterer Name steht auf der Holzplatte, allerdings auf der Rückseite und damit mittlerweile Blicken vollständig entzogen. Erst war nur bekannt, dass Salvatore hier begraben liegt, ein Doktor aus Italien. Er war Lagerarzt in Wetter. Sein Nachname wurde erst bekannt, als Thier einen Aufsatz über „Kriegsgefangenen- und Fremdarbeiterlager in Wetter“ veröffentlichte. Einer der Leser fragte in seinem Dorf nach, und der Dottore bekam mit über 50 Jahren Verspätung seinen Nachnamen Calo wieder.

Holzplatte sollte sichtbar werden

Gerade mal hundert Meter von dem versteckten Grabstein entfernt liegt das Grab von Gustav Vorsteher, dem früheren Bürgermeister und großen Gönner der Stadt. Zu dessen 100. Todestag wurde es jetzt wieder herausgeputzt. Nun wünscht sich Andreas Kauert, dass sich auch Menschen finden, die die verwitterte Holzplatte wieder sichtbar machen.