Ende. . Der Verein für christliche Sozialarbeit lädt seit 25 Jahren regelmäßig zu einem Internationalen Frühstück nach Ende ein. In den vergangenen Monaten hat das Angebot wieder mehr Gäste. Viele Flüchtlinge kommen, um Menschen zu treffen, aber auch, um gespendete Kleidung zu erhalten.
Während oben Brötchen verteilt und Marmeladengläser aufgeschraubt werden, verwandelt sich der Keller des Urbanhauses zu einem Altkleiderladen. Einmal im Monat ist hier „Internationales Frühstück“. Im Dezember wird das Frühstück 25 Jahre alt. Selten war das Angebot des Vereins für christliche Sozialarbeit (VCS) so nachgefragt wie aktuell.
Eine Scheibe Brot, ein Löffel Marmelade. Das junge Paar, das aus Syrien geflohen und erst vorige Woche in Herdecke angekommen ist, bedient sich ebenso am Büffet wie Heidi Rother. Sie kommt aus Witten, ist frisch im Ruhestand und „will jetzt was Soziales machen.“ In Ende, wo sie aufgewachsen ist, hofft sie auf Anregungen.
Andrang ist stark gestiegen
Die Brötchen sind eine Spende. Hagenkötter, Lückel und manchmal auch Hosselmann geben bereitwillig Backwaren vom Vortag. Wurst, Käse und Butter bezahlt der VCS aus Spenden. Gedeckt wird für Flüchtlinge, Spätaussiedler „und auch Deutsche, denen es nicht so gut geht“, sagt Barbara Degenhardt-Schumacher, Sozialarbeiterin beim VCS. Meist haben 15 oder 20 Gedecke gereicht in den vergangenen Jahren beim monatlichen Frühstück. Zur Zeit drängen sich mehr als doppelt so viele Menschen in dem kleinen Gruppenraum und nach dem Frühstück dann im Zimmer nebenan, wo Haushaltwaren auf einem Tisch aufgebaut sind oder im Keller, wo fleißige Hände Kleidungsstücke über Stühlen und in Koffern ausgebreitet haben.
Die Koffer dürfen ebenso mitgenommen werden wie die Winterjacken, Hosen oder Schuhe. „Die habe ich vom Entrümpeln mitgebracht“, sagt Krystina Nitsch. Sie gehört schon lange zum Stamm der knapp zehn ehrenamtlichen Helferinnen, die jeden zweiten Mittwoch im Monat das Urbanhaus zum Treffpunkt für Menschen aus vieler Herren Länder machen.
Der Second-Hand-Laden in der Fußgängerzone ist Großspender. Aber auch die Herdecker räumen gerne für Hilfsbedürftige aus. Mittlerweile hat sich herumgesprochen, dass der VCS Kleidungsstücke, Hausrat, aber auch mal einen Fernseher oder PC annimmt. Aber nur noch an dem Montag und dem Dienstag vor dem Mittwoch mit dem Frühstück. Sonst würde das Lager wohl aus allen Nähten platzen. Großartige Reste gibt es allerdings nicht. Was nach dem Frühstück keinen Abnehmer findet, geht nach Bethel. „Wir legen die Sache allerdings schon zweimal hin“, sagt Brunhilde Bell.
„Die Menschen sind so dankbar“
Eine Nachbarin hatte vor Jahren Krystina Nitsch als Helferin zum Internationalen Frühstück mitgebracht. Damals waren es vor allem Flüchtlinge aus dem früheren Jugoslawien, die Kleidung und Kontakte brauchten. Krystina Nitsch ist geblieben. „Die Leute sind hier so dankbar“, sagt sie und wartet auf den Ansturm, wenn die letzten Brötchen geschmiert und der Kaffee ausgetrunken ist.
In vielen Sprachen wird am Frühstückstisch gesprochen. Aus Kasachstan und dem Irak, Eritrea oder Bosnien kommen die Menschen, die Kontakte knüpfen wollen zu den Herdeckern. So schauen sie vielleicht bald schon in ein bekanntes Gesicht, wenn sie in der Fußgängerzone unterwegs sind - und fühlen sich ein bisschen weniger fremd in der Stadt, weiß Barbara Degenhardt-Schumacher.