Herdecke. . Der Männerchor Herdecke 1867 bietet bei seinem Auftritt in der Stiftskirche St. Marien eine anspruchsvolle Auswahl an Stücken an und begeistert das Publikum. Die beim Konzert gesammelten Spenden kommen dem evangelischen Kindergarten zu Gute.

Zum Kirchenkonzert am Sonntagnachmittag hatte sich eine große Zuhörerschar in der Stiftskirche St. Marien eingefunden. Der Männerchor Herdecke 1867 unter der Leitung von Dag Neuhaus hatte ein ansprechendes Programm zusammengestellt und in Günter Struck, Orgel und Klavier, und Anna Lucia Struck, Sopran, talentierte „Mitstreiter“ gefunden.

Festliche Freude

Der Organist begann mit dem Präludium C-Dur BWV 553 aus „Acht kleine Präludien und Fugen“ von Bach; sein temperamentvolles Spiel strahlte festliche Freude aus. Die Sänger hatten sich mit Werken unter anderem von Mozart, einem Priesterchor aus der „Zauberflöte“ und dem Sanctus aus der Deutschen Messe von Schubert anspruchsvolle Ziele gesteckt.

Mit viel Inbrunst betonten sie die Textinterpretation bei weit gespannten Melodiebögen vom leisen Anfang über einen akzentuierten Höhepunkt und wieder ins Friedliche zurückgleitend. Das Solo-Lied „Im Abendrot“ von Schubert hätte der Chor allerdings der Sopranistin überlassen sollen.

Der Sopran schwebt quasi herab

Gut gelang den Männern, diesmal vom Klavier unterstützt, ein „Vater unser“ (Hanne Haller) im Gospelsound im beschwingten Dreierrhythmus mit effektvoll eingebauter Echo-Wirkung. Anna Lucia Strucks Sopran schwebte in „Pie Jesu“ aus dem Requiem von Gabriel Fauré mit Orgelbegleitung quasi von der Empore herab, mit kirchenmusikalisch schlankem Timbre und sparsamem Vibrato.. Dem „Ave Maria“ von Bach/Gounod konnte auch eine kleine Verzögerung am Anfang nicht schaden. Der Pianist streckte die Begleitung, das 1. Präludium aus dem „Wohltemperierten Klavier“, bis die Sängerin in der richtigen Tonart einsetzte. Selten hörte man die bekannte Arie so ergreifend schlicht und untheatralisch. Auch das Schubertlied „Du bist die Ruh“ ging zu Herzen.

Tolle Klangbilder an der Orgel

Der Name Schostakowitsch im Programm löste bei ehemaligen Besuchern des „Dörken-Schostakowitsch-Streichquartett-Lehrgangs“ mit vielen schmerzhaften Dissonanzen Stirnrunzeln aus. Aber der Organist schilderte in einer Bearbeitung von „Erlebnisse eines Tages“, vom Klavier auf die Orgel übertragen, mit Pedaleinsatz und abwechslungsreicher Registrierung den Tagesablauf vom mühsamem Aufstehen über Arbeit, Scherz und Streit bis zum Schlafengehen und Träumen in harmonischen Klangbildern.

Die „stille“ Kollekte, um die der Männerchor statt Eintrittsgelds gebeten hatte, wird der evangelische Kindergarten mit Sicherheit gebrauchen können.