Hagen.. Der Patriarch des Hagener Handelskonzerns Douglas zieht sich zurück. Eine Ära geht zu Ende, wenn Dr. Jörn Kreke (74) zum 30. September den Vorsitz des Aufsichtsrats „aus Altersgründen“ abgibt. Auch wenn eine Sprecherin am Donnerstag sagte, dass Kreke als Ehrenvorsitzender des Aufsichtsrats „die Entwicklung des Unternehmens aufmerksam begleiten“ werde.
Der Patriarch des Hagener Handelskonzerns Douglas zieht sich zurück. Eine Ära geht zu Ende, wenn Dr. Jörn Kreke (74) zum 30. September den Vorsitz des Aufsichtsrats „aus Altersgründen“ abgibt. Auch wenn eine Sprecherin am Donnerstag sagte, dass Kreke als Ehrenvorsitzender des Aufsichtsrats „die Entwicklung des Unternehmens aufmerksam begleiten“ werde.
Jörn Kreke hat Großes geleistet
Dem Branchenexperten Prof. Thomas Roeb zufolge hat Kreke Großes geleistet. „Er hat einen erfolgreichen Handelskonzern geschmiedet“, so der Wirtschaftswissenschaftler von der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg in Rheinbach. Nach seiner Meinung habe das Ende der Ära Jörn Kreke bereits mit dem Einstieg des Finanzinvestors Advent International begonnen. „Sein Ausscheiden als Aufsichtsratschef ist sozusagen nur noch das Ende des Endes einer Ära.“ Klar sei aber auch: „Ein Symbol geht.“
Unmittelbare Auswirkungen für Douglas sieht Roeb nicht. Der Aufsichtsratschef sei letztlich nur „von Advents Gnaden“. Diese Funktion sei nicht mehr mit eigentlicher Macht unterlegt gewesen.
Sinkt der Einfluss der Familie?
Der Einfluss der Familie Kreke, der durch den Einstieg von Advent ohnehin schon geschrumpft sei, werde mit dem Abgang des Patriarchen noch weniger. Eine Douglas-Sprecherin sagte, dass der Einfluss „unverändert“ bleibe: „Die Gruppe kann auch künftig auf die umfangreiche und langjährige Handelsexpertise der Familie Kreke setzen.“
Hochschul-Professor Roeb glaubt, dass Jörn Krekes Ausscheiden damit zu tun haben könnte, „dass es nach Ansicht von Advent nicht rund läuft“ bei Douglas. „Ich kann mir kaum vorstellen, dass Kreke nach dem vermeintlichen Erreichen einer Altersgrenze das Interesse an seinem Lebenswerk verloren hat.“
Konzern-Situation "angespannt, aber stabil"
Roeb bezeichnet die derzeitige Situation des Konzerns als „angespannt, aber stabil“. Es sei dem Einfluss des Finanzinvestors zuzuschreiben, dass sich der einstige Mischkonzern von Verlustbringern wie Appelrath Cüpper und Thalia trennen will. „Wenn man im Gegenzug profitable Bereiche wie das Parfümerie-, Uhren- und Schmuckgeschäft behält und weiter führt, sieht die Zukunft besser aus als die jüngere Vergangenheit.“
Henning Kreke bleibt Vorstandsvorsitzender
Die Douglas-Sprecherin stellte klar, dass Jörn Krekes Sohn, Dr. Henning Kreke, weiter als Vorstandsvorsitzender die Geschicke der Holding leiten werde. Spekulationen über Verkaufspläne für Unternehmensteile wollte sie nicht kommentieren. Aber: „Es stimmt, dass die Douglas-Gruppe regelmäßig ihre strategischen Optionen überprüft.“
Lebensleistung von Jörn Kreke gewürdigt
Klaus Hacker, langjähriger Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Hagen und Vorsitzender des Hagener Theaterfördervereins, würdigte am Donnerstag die Lebensleistung des bedeutenden Unternehmers, der aus kleinen Anfängen einen großen Handelskonzern aufgebaut hat - „und der sich immer sein Herz für Hagen erhalten hat“.
Für die Stadt habe sich der „sehr sachlich orientierte Mensch“ vielfältig engagiert, ohne sich dabei ins Licht der Öffentlichkeit zu drängen - zum Beispiel bei der Errichtung des Kultur- und Freizeitzentrums Elbershallen, im Freundeskreis der Fernuniversität und als Gründungsmitglied der Bürgerstiftung der Theaterfreunde Hagen.
Handel mit Herz und Verstand
Kreke sei es immer um das Mitgestalten gegangen. 1969 hatte er den Vorstandsvorsitz der Süßwarenkette Hussel übernommen. Dass sich die Douglas-Holding in diesem Jahr von dem Tochterunternehmen getrennt hat, so Hacker, muss Jörn Kreke „schon weh getan haben“.
Als der Verlag Hoffmann und Campe vor Jahren den Gesprächsband „Die Douglas Story - Jörn Kreke über Handel mit Herz und Verstand“ veröffentlichte, beschrieb er eine Eigenschaft, die dem Wirtschaftsführer nach seinem Abtritt als Aufsichtsratschef zugute kommen könnte: „Jörn Kreke beherrscht die Kunst, sich immer wieder auf neue Entwicklungen einstellen zu können.“