Ischeland. . Im Rahmen unserer Sommerserie „Das hat Hagen“ haben wir das Westfalenbad am Ischeland besucht.

Wenn Daniel Wiegand morgens gegen 5.45 Uhr das Westfalenbad betritt, herrscht dort, wo wenig später die ausgelassenen Rufe der Badegäste durch die Halle tönen und Schwalldüsen das Wasser ins Becken plätschern lassen, noch angenehme Stille.

Der 22-Jährige, der gerade erst seine Abschlussprüfung als Angestellter für Bäderbetriebe abgelegt hat, liebt den Kontakt mit den Menschen. Er ist ein Vertreter jener Zunft, von der der Volksmund so gerne behauptet, dass ihre Vertreter lediglich stets gut gecremt am Beckenrand defilieren, den Schwimmbadbesuchern alles, was Spaß macht, verbieten und ansonsten bevorzugt mit gut gebräunten Bikini-Schönheiten flirten.

Ein Klischee, das der junge Mann nur müde belächelt. Verantwortung ist der Mittelpunkt seines Jobs – für die Sicherheit der Badegäste, für die Hygiene und Sauberkeit in sowie rund um die Becken und natürlich auch Verantwortung für die komplexe Technik des Hagener Vorzeigebades.

Früher Kontrollgang

Wenn das Gros der Stadt noch friedlich schlummert, tritt Daniel Wiegand am Ischeland seinen Dienst an. Bevor sich um 6.30 Uhr die Türen für den Sportbereich des Schwimmtempels öffnen, hat er den ersten Kontroll-Rundgang schon hinter sich. Der Fahrstuhl senkt sich ab auf Ebene -3, die Katakomben des Bades. In der fensterlosen Herzkammer des Bades befindet sich die gesamte Technik. Wiegands Augen checken, ob irgendwo Wasser austritt oder die sensiblen Pumpen-, Lüftungs- und Filteranlagen ungewöhnliche Geräusche von sich geben.

Das Westfalenbad am Ischeland.
Das Westfalenbad am Ischeland. © Michael Kleinrensing

Jedes Becken hat seine eigenen Versorgungseinheiten. Hier werden die Filter gereinigt, in denen sich beispielsweise Haare, Fasern, Styroporreste von Poolnudeln oder auch Blätter aus den Solebecken sammeln. Nicht immer ein angenehmer Job: „Man gewöhnt sich daran“, nimmt der 22-Jährige es gelassen und protokolliert alles für die Kollegen.

Gelegentlich finden sich dort auch schon mal im Wasser verloren gegangene Schmuckstücke wie Ohr- oder Fingerringe wieder. „Nach dem Badebetrieb entdeckt die Spätschicht auch mal was am Beckengrund“, erzählt Wiegand.

Sein weiterer Weg führt an den Schwallwasserbehältern vorbei, wo jenes Nass aufbereitet wird, das an den Überlaufrinnen aus den Becken schwappt, zu einem Marmorkiesturm, der den Ph-Wert reguliert. Ein nebenan montiertes Display zeigt den aktuellen Wert automatisch an und gibt gleichzeitig Auskunft über den Chlorgehalt – alles im grünen Bereich. Wiegand kann sich dem eigentlichen Gästebereich widmen.

Beckensauger arbeitet über Nacht

Zunächst muss der Beckensauger aus dem imposanten Schwimmerbecken geborgen werden. Automatisch programmiert bewegt sich das Gerät nachts etwa vier Stunden lang durch das gewaltige Karree und schluckt sämtliche Verunreinigungen vom Grund.

Jetzt ist es an der Zeit, den Reinigungsroboter im Bassin des Freizeitbereichs auszusetzen, um ihn dort seinen Job erledigen zu lassen – hier werden erst ab 10 Uhr die ersten Besucher erwartet. Parallel gilt es, Liegen und Bestuhlungen bereitzustellen, die Fensterverglasung auf Beschädigungen zu kontrollieren und natürlich auch die 80 Meter lange Rutsche täglich nach scharfkantigen Gefahrenpunkten abzusuchen.

Die Spielgeräte und Sandflächen auf der grünen Wiese müssen nach der Nacht ebenfalls auf Beschädigungen und Verunreinigungen überprüft sowie die Tische sauber abgewischt werden.

Drei Wasserproben pro Tag

Selbstverständlich gehört auch die Überprüfung der Wasserqualität zu Daniel Wiegands Job. Neben den elektronisch in der Schaltzentrale auflaufenden Fehlermeldungen wird jedem Becken dreimal am Tag eine Probe entnommen und diese analysiert.

© Michael Kleinrensing

Auch hier keine Auffälligkeiten – die Gäste können kommen, um auch im Freizeitbereich die Wasserwelten des Westfalenbades zu genießen. Und dies, ganz im Gegensatz zu althergebrachten Bademeister-Klischees, möglichst ganz ohne Verbote vom Beckenrand.

„Lediglich, wenn die Leute ­Essen am Beckenrand auspacken oder Fotos machen möchten, müssen wir schon mal eingreifen. Aber das erledigt sich meist ganz harmonisch . . .“

>>>HINTERGRUND

  • Der Bau des Westfalenbades, das im Frühjahr 2010 eröffnet wurde, galt als Schlüssel des Bäderkonzeptes, um die davongaloppierenden Kosten für den Bäderbetrieb in Hagen zu stoppen.
  • Der Fehlbetrag für Hagenbad lag – bei gleichzeitigem Sanierungsstau – vor der Umsetzung des Bäderkonzeptes bei etwa sechs Millionen Euro mit stetig steigender Tendenz. 2016 betrug dieUnterdeckung ohne Kapitalkosten lediglich noch 2,8 Millionen Euro.
  • Heute ist das Westfalenbad 351 Tage im Jahr geöffnet. Die Schwimm- und Badefläche summiert sich auf eine Fläche von 2114 Quadratmetern, die mit gut vier Millionen Litern Wasser gefüllt ist. 2016 wurden insgesamt 555 521 Besucher gezählt – etwa 90 000 im Saunabereich.