Hagen. . Hagen hat 249 Gewässer, von denen nicht alle sichtbar sind. Das Bewusstsein für Abwasserreinigung und Gewässerunterhaltung hat sich verstärkt.
- Die dritte Folge der Sommerserie „Das hat Hagen“ beleuchtet Hagens Gewässer
- Ob Rinnsale oder Flüsse – alle Gewässer müssen unterhalten werden
- Gewässerunterhaltung ist Aufgabe des Fachbereichs Grün des Wirtschaftsbetriebs Hagen (WBH)
Ruhr, Lenne, Ennepe und Volme: Vier Flüsse, die das Stadtbild gut sichtbar prägen. Doch Hagen und seine Flüsse, das ist eine viel größere Geschichte: 245 weitere Gewässer (und damit insgesamt 249) sind in der Volmestadt namentlich erfasst. Von A wie Altarbach, bis Z wie Zwieflottgraben: Manchmal sind es Rinnsale, die sich durch die Wälder ziehen und manchmal kleine Flüsse. Oftmals sind die Gewässer allerdings so gut wie gar nicht sichtbar – in unzähligen Rohren ziehen sie sich durch die Stadt.
Gewässer müssen unterhalten werden
Alle haben eines gemeinsam – ob groß oder klein, sichtbar oder unsichtbar: Sie müssen unterhalten werden.
Bis auf die Ruhr, die der Zuständigkeit des Ruhrverbandes obliegt, ist die Gewässerunterhaltung auf dem Hagener Stadtgebiet Aufgabe des Fachbereichs Grün des Wirtschaftsbetriebs Hagen (WBH).
Doch was bedeutet es angesichts der enormen Vielzahl der Hagener Gewässer, für deren Unterhaltung verantwortlich zu sein? Alexander Horn, verantwortlich für die Gewässer beim WBH, und sein Vorgänger im Amt, Gerald Fleischmann, geben uns einen Einblick.
Mentalitätswandel
Bei der Gewässerunterhaltung hat es im Laufe der Jahrzehnte einen markanten Sinneswandel gegeben. „Früher gab es kein Bewusstsein für eine Abwasserreinigung und Gewässerunterhaltung“, erklärt Gerald Fleischmann. „Wasser wurde als etwas Negatives gesehen, in ihm wurden Schadstoffe einfach so abgefrachtet, und das Ganze sollte abgeführt werden, so nach dem Motto: Der stinkende Mist muss so schnell wie möglich weg.“ Das Wasser sei eher ein Nutzgut gewesen als ein schützenswertes Gut, als dass es heute gesehen werde.
Umdenken setzt ein
Ein langsames Umdenken in Richtung Gewässer als Lebensraum habe es erst Ende der 60er Jahre gegeben. Nach und nach wurden Abwasserkanäle und Kläranlagen gebaut. Heute durchlaufen die Schmutzwasser mehrere Reinigungsstufen in den Kläranlagen, bevor diese dann in den Vorfluter geleitet werden.
Aufgaben und Ziele der Gewässerunterhaltung richten sich heute nach den Vorgaben von Landeswassergesetz und Wasserhaushaltsgesetz. Neben der Sicherung des schadlosen Wasserabflusses sind es vor allen der Erhalt beziehungsweise die Verbesserung des ökologischen Zustandes.
Gewässerordnung
Die Gewässerunterhaltung obliegt in Deutschland verschiedenen Verantwortlichen. Gewässer mit überregionaler Bedeutung werden vom Land unterhalten. Sie nennt man Gewässer erster Ordnung. Ein Beispiel ist hier die Ruhr.
Alle anderen Gewässer – das sind so genannte Gewässer zweiter Ordnung sowie sonstige Gewässer – werden in der Regel von den Anliegerkommunen unterhalten.
Routine-Aufgaben
„Wir führen nur Gutes im Schilde und sorgen dafür, dass der Bürger nicht absäuft“, bemerkt Gerald Fleischmann mit einem Schmunzeln, bevor er mit Alexander Horn die vielen Aufgaben der Unterhaltung aufzählt.
Routine Aufgaben des WBH
Grob gesagt, muss der WBH den schadlosen Wasserabfluss im Gewässer sicherstellen und einen guten ökologischen Gewässerzustand erhalten, beziehungsweise wiederherstellen.
Die Mitarbeiter kontrollieren und reinigen die Einlaufbereiche. Sie beseitigen Abflusshindernisse wie umgestürzte Bäume, Geäst oder Geröll, sammeln Unrat auf und pflanzen auch unmittelbar am Gewässer Bäume. Der WBH sorgt für die Renaturierung verrohrter Gewässer und baut zum Beispiel Wehranlagen in Gewässern zurück, damit Organismen das Gewässer ungehindert durchwandern können.
Problem Tallage
„Durch Hagens Tallage haben wir ziemlich viele Gewässer, die verrohrt sind. Vor jeder Verrohrung ist ein Einlaufrechen und manchmal zusätzlich ein Geröllfang errichtet, die regelmäßig überprüft werden müssen“, so Alexander Horn.
Diese sollen insbesondere verhindern, dass Material wie Äste oder große Steine in die Verrohrung gelangen. So sollen Verstopfungen vermieden werden. Für die Kontrollen gibt es beim WBH einen Tourenplan – unterteilt in die Bezirke Nord, Haspe, Hohenlimburg und Mitte-Süd –, den die Mitarbeiter des Fachbereichs Grün abfahren.
Manche Gitter vor den sogenannten Einlaufbauwerken müssen je nach Wasserführung wöchentlich kontrolliert werden. Andere alle zwei bis drei Wochen, weitere monatlich. „An Ennepe und Volme besteht die Arbeit leider überwiegend darin, Zivilisationsmüll zu entfernen. Bei den anderen Gewässern hält sich das zum Glück in Grenzen“, so Gerald Fleischmann. Wird im Rahmen der Gewässerunterhaltung ein Schaden an einer privaten Verrohrung erkannt, so wird der Eigentümer angeschrieben, damit dieser Reparaturen vornehmen kann.
Gewässerausbau
Neben der Gewässerunterhaltung zählt auch der Gewässerausbau zum Arbeitsfeld des WBH. Insbesondere sind hier Renaturierungsmaßnahmen zu nennen. Auch hier gibt es gesetzliche Regelungen auf Grundlage der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie. Dabei sind alle Gewässer bis zum Jahr 2027 in einen guten ökologischen Zustand zu bringen beziehungsweise zu erhalten. Dies bedeutet insbesondere, Gewässer so auszubauen, dass natürliche Gewässerstrukturen entstehen, in denen die in den Gewässern lebenden Organismen ihren Lebensraum finden können.
„Das sind die Zuckerstückchen unserer Arbeit“, sagt Gerald Fleischmann. Denn hier sei nicht nur Routine, sondern vor allem Kreativität und planerisches Geschick gefragt. Ein aktuelles Beispiel auf Hagener Gebiet ist die geplante Renaturierung der Lenne. Hier fungiert die Obere Wasserbehörde als Genehmigungsbehörde, da der Gewässerausbau der Lenne als Gewässer 2. Ordnung dieser obliegt.