Ennepetal. . Bei den Roma-Familien in Hasperbach schlägt ein neues drängendes Problem auf. Es ist seit Monaten bekannt und muss nun schnellstmöglich gelöst werden. Die Öltanks in den Kellern sind leer und wurden vom Vermieter nicht nachgefüllt.
Nun droht den Familien mit vielen Kleinkindern und Säuglingen ein Leben in Wohnungen ohne Heizung – und die kalten Monate stehen unmittelbar vor der Tür.
Auch Säuglinge betroffen
Wie viele Menschen davon betroffen sind, darüber liegen unterschiedliche Angaben vor. Die Stadt und auch die Sozialarbeiter vom Verein Zukunftsorientierte Förderung (ZOF) gehen nach wie vor von 70 Personen aus, die noch in den Mietshäusern an der Hagener Straße 138 a und 138 b wohnen. Die Roma selbst sprechen von 60 Menschen, verteilt auf sechs Familien. In den vergangenen Tagen sei eine weitere Familie aus Ennepetal weggezogen. Seitens der AVU ist die Rede von acht Mietparteien, mit denen nun Stromlieferverträge abgeschlossen werden sollen (siehe Infobox).
Nach Aussagen der Roma wie auch der ZOF-Sozialarbeiter sollen die Öltanks seit Monaten leer sein – angeblich schon seit Ankunft der Roma in Ennepetal, im März/April dieses Jahres. Fakt ist: Die ZOF-Sozialarbeiter hatten bereits im Sommer auf die leerstehenden Tanks hingewiesen.
Vermieter soll Pflichten nachkommen
Die Stadt Ennepetal ist in Kenntnis gesetzt. Sie will mit dem Vermieter sprechen, mit dem Ziel, dass der seinen Pflichten nachkommt und für ordnungsgemäße Zustände in den Wohnungen sorgt. Stadtsprecher Hans-Günther Adrian zufolge soll das Gespräch kurzfristig stattfinden – weil die Zeit drängt. Auch die ZOF-Mitarbeiter setzen auf die Gesprächsbereitschaft des Vermieters.
Sprachkurse sind das nächste Ziel
Das städtische Engagement zur Verbesserung der Situation ist auch vor dem Hintergrund drohender Kindeswohlgefährdung zu sehen. Säuglinge und Kleinkinder in Wohnungen ohne funktionierende Heizung können schnell zum Fall fürs Jugendamt werden.
Der Vermieter war trotz zahlreicher Anrufe für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Unklar ist damit, warum die Öltanks leer sind und ob und wann er sie auffüllen lässt.
Nach wie vor unklar ist auch, was der Hagener mit seinen Mietern überhaupt vorhat. Die durch seinen Hausverwalter übermittelte mündliche Kündigung zum 1. Oktober hat – wie berichtet – keine Rechtswirkung, eine schriftliche Kündigung ist bisher noch nicht erfolgt. Offen ist damit, ob und wie lange er das Mietverhältnis mit den Roma fortführt.
Sobald das geklärt ist und falls die Familien in Hasperbach bleiben können, ist an Qualifizierungsmaßnahmen für die Roma gedacht. Das berichtete ZOF-Mitarbeiter Eduard Pusic. Die Rede ist von Sprachkursen und berufsvorbereitenden Maßnahmen. Ziel müsse sein, die Männer fit zu machen für den Arbeitsmarkt. Bisher scheiterte das vor allem an den Sprachdefiziten, erklärte Pusic.
Die Roma selbst betonten im Gespräch mit unserer Zeitung, dass sie arbeitswillig sind und Jobs suchen. „Wir brauchen Öl und Arbeit“, bringen sie ihre Lage auf den Punkt. Bei der Agentur für Arbeit seien sie noch nicht gewesen, wegen der Sprache. Sie würden auch Hilfsarbeiten, beispielsweise auf der Baustelle, annehmen.
Nach Informationen unserer Zeitung beziehen die Roma-Familien in Ennepetal bis auf das Kindergeld keine Leistungen vom Staat. Die Männer selbst sagen, dass sich einige von ihnen während der vergangenen Monaten mit Schrottsammeln über Wasser gehalten hätten. Das habe zum Leben nicht gereicht. Ihr Erspartes sei aufgebraucht.
Dank für Beschulung der Kinder
Die, die weggezogen sind, taten dies, so die Roma, weil sie woanders Arbeit gefunden hätten. Zwei Familien sollen nach Duisburg-Marxloh, eine nach Herne und drei nach Gelsenkirchen umgesiedelt sein.
Viele Roma, die noch in Hasperbach leben, würden gern in Ennepetal bleiben – in erster Linie, weil ihre Kinder hier zur Schule gehen. Die Beschulung der Kinder und Jugendlichen war mit das Erste, wofür Stadt und Politik sorgten, als die Familien im Frühjahr aus Duisburg nach Ennepetal zogen. Die Roma rechnen dies den Beteiligten hoch an.