Hagen. .
Noch schwirren mehr Fragen als Antworten durch den politischen Raum, wenn es um die Zukunft der Hagener Trinkwassererzeugung geht. Seit die Enervie-Gruppe angekündigt hat, das Wasserwerk Hengstey angesichts einer anstehenden 14-Millionen-Euro-Investition aufgeben und sich den Westfälischen Wasserwerken anschließen zu wollen, rätselt die Politik: Soll Hagen mit Hasper Talsperre und Wasserwerk Hengstey auch in Zukunft auf eine autarke Versorgung mit dem Grundnahrungsmittel setzen? Oder wäre es geboten, sich einem größeren Verbund anzuschließen, der zwar heute kommunal dominiert wird, aber in Zukunft auch in private Hände fallen könnte?
Privater setzt auf Hengstey
Die Remondis-Gruppe, seit der Übernahme des RWE-Aktienpaketes einziger privater Anteilseigener beim heimischen Energieversorger, hat sich bereits klar positioniert: „Angesichts der mittel- und langfristigen Perspektiven am Wassermarkt erachten wir den Erhalt der Anlage in Hengstey für sinnvoll“, spiegelt Unternehmenssprecher Michael Schneider die Haltung von Remondis-Geschäftsführer Markus Schmidt wider.
„Wir halten das Thema Wasser für enorm wichtig. Für uns war die Wassersparte bei Enervie ein wertvolles Asset“, unterstreicht Schneider das Engagement seines Hauses. Nach Remondis-Einschätzung könne die Wassererzeugung in Hengstey wirtschaftlich betrieben werden. Daher sei es sinnvoll, die Anlagen zu erhalten, so Unternehmenssprecher Schneider. Die Kommune werde langfristig von dieser Wertschöpfung profitieren.
Eine Einschätzung, die Oberbürgermeister Erik O. Schulz, gleichzeitig Aufsichtsratsvorsitzender der Enervie-Gruppe (noch) nicht teilen mag. „Emotionalität überblendet im Moment die sachliche Aufarbeitung“, appellierte er an Politik und Aufsichtsrat, zunächst die Beantwortung des umfangreichen Fragenkatalog des Rates abzuwarten: „Es ist schon bizarr, auf welch abstrakten Ebenen wir derzeit das Thema Wasser diskutieren. Bei den Wasserwerken Westfalen handelt es sich schließlich nicht um einen ostukrainischen Lieferanten, sondern um einen kommunalen Partner.“ Selbst wenn die anderen Kommunen eines Tages ihre Anteile an einen Privaten verkauften, habe die Stadt Hagen im Rahmen eines Konsortialvertrages noch immer die Chance, selbst diese Anteile zu übernehmen. „Bei einem bilanziellen Eigenkapital von 16 Millionen Euro können wir das auch stemmen“, versucht Schulz hier Ängste zu nehmen.
Als Chef einer Arbeitsgruppe innerhalb des Enervie-Aufsichtsrates will Schulz in den nächsten Wochen die offenen Fragen abarbeiten und über die Beteiligungskommission auch die Politik auf dem Laufenden halten. Ziel bleibt es, am 8. Dezember im Aufsichtsrat eine Richtungsentscheidung zu treffen.