Hagen. .
Über sie wird derzeit oft berichtet: über Flüchtlinge, die in Deutschland, und damit auch in Hagen, Zuflucht suchen. Von vielen erfahren sie Mitgefühl, andere haben Bedenken, dass zu viele Flüchtlinge zur Belastung werden. Was meist nicht im Blickpunkt steht, das sind die Erfahrungen und Qualifikationen, die Flüchtlinge mitbringen. Genau dieses Thema soll nun aber eine Ausstellung in den Fokus rücken, die gestern in der Agentur für Arbeit eröffnet wurde. „Bitte öffnen. Die Kisten des Könnens von Flüchtlingen“ ist sie überschrieben.
Verschiedene Flüchtlinge werden mit ihren Biografien und den in ihrer Heimat erworbenen beruflichen Qualifikationen vorgestellt. Die sind oft hoch, doch die Talente müssen in Deutschland oft brach liegen. Genau hier, so hofft Arbeitsagenturchef Thomas Helm, könne die Ausstellung zum Umdenken anregen: „Sie soll zeigen, dass Flüchtlinge nicht nur ein Problem darstellen, sondern dass sie vielmehr eine Menge von dem mitbringen, was wir in Deutschland gebrauchen könnten.“ Auch um den Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Wichtig sei die Arbeit aber auch für die Flüchtlinge selbst: Sie sei der Schlüssel für vieles, auch für eine dauerhafte Aufenthaltserlaubnis.
Schwierige Voraussetzungen
Aber Thomas Helm weiß auch, wie schwer es für Flüchtlinge ist, wirklich einen Arbeitsplatz zu bekommen: Die ersten neun Monate dürfe sie ohnehin keinen Job annehmen. Danach müsse die Agentur zunächst so genannte Bevorrechtigte vermitteln. Also eine große Gruppe, die von deutschen Arbeitslosen bis zu anerkannte Asylbewerber reicht. Und trotzdem gelinge es Flüchtlingen, die keine dieser Voraussetzungen erfüllten, immer wieder, doch einen Job zu ergattern. Oftmals einen solchen, den andere nicht annähmen. Etwa in der Gastronomie mit unattraktiven Arbeitszeiten.
Aber das soll nicht die Endstation sein. Heike Spielmann, Leiterin der Zuwanderungsberatung der Diakonie Mark-Ruhr, präsentierte gestern vier junge Hagener Flüchtlinge, die in den vergangenen Jahre ihren Weg gemacht haben. Zum Beispiel eine junge Frau, die vor drei Jahren kam und noch kein Wort deutsch sprechen konnte. Heute hat sie das Fachabitur und will Sozialarbeit studieren. Heike Spielmann: „Das macht uns schon stolz.“