Hagen/Siegen/Arnsberg. . Mehr als ein Viertel weniger Verträge für Auszubildende verzeichnen Hotels und Gaststätten in den Kreisen Siegen-Wittgenstein und Olpe. Das Ausbildungsjahr hat begonnen, doch viele Stellen bleiben unbesetzt.

Am 1. September beginnt das Ausbildungsjahr. Das Verhältnis von Angebot und Nachfrage sollte jetzt ausgeglichen sein, jeder Bewerber eine Stelle in seinem Wunsch-Lehrberuf gefunden haben. Und die Zahl der Lehrverträge sollte erneut gestiegen sein. Auch in Südwestfalen. Ein Wunschtraum. Die Realität sieht - nicht nur wegen der sinkenden Schülerzahlen - anders aus. „Die abgeschlossenen Lehrverträge zum 1. September stellen nur eine Momentaufnahme dar“, bestätigt Thomas Haensel, Geschäftsführer für Berufliche Bildung bei der Südwestfälischen Industrie- und Handelskammer zu Hagen (SIHK).

Haensel erkennt bei der Zahl der geschlossenen Ausbildungsverträge im Kammerbezirk kaum Unterschiede im Vergleich zum September 2013. Das sei derselbe Level. „Besonders freuen wir uns, dass wir auf hohem Niveau technisch-gewerbliche Ausbildungsstellen halten konnten“, fügt Haensel hinzu. 20 Prozent der insgesamt bereitgestellten Plätze seien noch frei.

Auf Vorjahresniveau

Das bestätigt in Grundzügen auch Klaus Gräbener, Geschäftsführer für Aus- und Weiterbildung bei der IHK Siegen und künftiger Hauptgeschäftsführer. Die Zahlen in den Kreisen Siegen-Wittgenstein und Olpe lägen auf Vorjahresniveau - mit zwei nicht unwichtigen Ausreißern: Deutlich rückläufig sei die Zahl der abgeschlossenen Verträge im Hotel- und Gaststättenbereich von 74 auf 54 - das seien 27 Prozent weniger im Jahresvergleich. Bei den Bankkaufleuten in der Region beträgt der Rückgang 19 Prozent.

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Über die Entwicklung bei Banken und Sparkassen zeigt sich Gräbener erstaunt („wir haben keine Erklärung dafür“) und will nachforschen. Hotels und Gaststätten dagegen wird es Gräbeners Meinung nach „immer schwerer fallen, genügend geeignete Bewerber zu bekommen.“ Da sei die Arbeit am Abend und an den Wochenenden, da sei die Vergütung - die Industrie habe im Vergleich eine sehr strukturierte Ausbildung. Vor Jahren lag die Zahl der Verträge in diesem Bereich noch zwischen 90 und 110, die neue Entwicklung sei keine Eintagsfliege: „Das geht schon jetzt richtig los.“ Einen ähnlichen Trend im Hochsauerland vermutet Klaus Bourdick von der IHK Arnsberg. Es gebe keinen Zulauf von außen mehr. In früheren Jahren seien 70 Prozent der Stellen in diesem Bereich mit Jugendlichen aus Ostdeutschland besetzt worden.

Von den Zahlen des Handels zeigte sich Gräbener positiv überrascht (+3,5 Prozent), Metall- und Elektrounternehmen lägen auf Vorjahresniveau, aber auch das sei erstaunlich: „Heute bewerben sich Jugendliche mit anderen Qualifikationen als vor 15 Jahren. Wenn die Betriebe immer noch auf demselben Niveau ausbilden, ist das eine gute Nachricht.“ Die Ausbildungsdichte im IHK-Bezirk liegt deutlich über NRW-Schnitt. Noch unversorgten Bewerbern rät Gräbener, es am Bau, in Hotels und Gaststätten, im Handel und kleinen Industriebetrieben zu versuchen.

Freie Plätze im Handwerk

„Noch reichlich freie Ausbildungsplätze“ meldet das Handwerk in Südwestfalen, auch in begehrten Berufen rund ums Kfz. „Viele Betriebe haben Ausbildungsplätze aktuell nicht besetzen können und suchen 2015 weiter“, berichtet Markus Kluft von der Handwerkskammer in Arnsberg. Zwar sei die Bewerberzahl gesunken, aber die Unternehmen müssten auf Qualität achten und deshalb sehr sorgfältig auswählen: „Deshalb bleiben mehr Stellen frei.“

Hartwig Durt von der IG Metall in Siegen fordert die Betriebe zu noch mehr Ausbildung auf: „Alle, die glauben, ihr Fachkräftereservoir durch Abwerbung decken zu können, werden sich in den Finger schneiden.“ Die Lage mancher Hotels und Gaststätten wundert ihn keineswegs: „Auszubildende haben dort keine Perspektive. Eine Stelle, mit der man sein Leben finanzieren kann, findet man da nicht.“