Hagen/Westerbauer. . Großalarm für die Hagener Feuerwehr: Im Gebäude der früheren Zwieback-Produktion auf der Brandt-Brache in Westerbauer waren eine alte Elektro-Akku-Lok aus dem Cuno-Kraftwerk in Herdecke samt vier DDR-Reichsbahn-Waggons aus bislang ungeklärter Ursache in Brand geraten und total zerstört worden.

Dunkle Rauchwolken am Donnerstag über Haspe: Relikte aus Zeiten der DDR-Reichsbahn sind in einer alte Eisenbahn-Verladestation im Brandt-Zwiebackwerk abgebrannt. Die historische Elektro-Akku-Lok samt vier doppelstöckiger Waggons wurden total zerstört. Mit einem Großaufgebot waren sowohl die Berufsfeuerwehr als auch die Freiwillige Feuerwehr mit insgesamt 60 Einsatzkräften angerückt. Sie mussten mit großer Vorsicht vorgehen, denn die Gefahr, dass das Gebäude einstürzen könnte, war nicht auszuschließen.

Gegen 17.15 Uhr war die Feuerwehr alarmiert worden. Mitarbeiter des benachbarten Kaufpark-Marktes war die Rauchentwicklung aufgefallen. Und dass diese immer stärker wurde, machte auch den schnell eintreffenden Feuerwehrleuten Probleme. Sie mussten zunächst versuchen, das Gebäude einigermaßen zu entrauchen.

Schwierige Löscharbeiten für die Hagener Feuerwehr

Mit einem harten Wasserstrahl wurden die Glasbausteine, die es in dem alten Ziegel-Gebäude gibt, zerstört. Von der Drehleiter aus zertrümmerten Feuerwehrleute auch in den oberen Etagen des vierstöckigen Gebäudes die Fenster. Gelöscht werden konnte dann zunächst auch nur von außen. Gerade wegen der Hydrauliköle in den Waggons kam es immer wieder zu dicken, schwarzen Rauchschwaden. Feuerwehrchef Heinz Jäger hatte zu dem Zeitpunkt schon die Anwohner aufgerufen, ihre Fenster geschlossen zu halten. Zwar gingen die Einsatzkräfte nicht von einer akuten Gefährdung durch den Rauch aus, doch wurde vorsorglich eine Messwageneinheit alarmiert. Die Kriminalpolizei hat noch am Abend die Ermittlungen zur Brandursache aufgenommen.

Aber wie kamen die Akku-Lok und die Waggons überhaupt in die alte Eisenbahn-Verladestation im Brandt-Zwiebackwerk? Die Waggons gehörtem dem Förderverein des Eisenbahnmuseums Dieringhausen bei Gummersbach. Dessen Vorsitzender Niels Neubauer konnte im Gespräch mit unserer Redaktion etwas Licht ins Dunkle bringen: Nach der Wende hatte der Verein die beiden 1970 gebauten Waggons von der DDR-Reichsbahn gekauft und mit ihnen Oldtimer-Touren angeboten, solange diese noch eine Zulassung hatten. Danach standen die Waggons länger in Vorhalle, waren dort aber der Witterung ausgesetzt.

DDR-Waggons seit 2003 in Brandt-Verladestation

Als 2003 die Zwieback-Produktion in Westerbauer dicht gemacht hatte und nach Ostdeutschland verlegt wurde, da fanden die DDR-Waggons einen Unterschlupf in der alten Verladestation. In den Jahren danach wurden sie allerdings Opfer von Vandalismus. Das belegen Fotos, die der Hasper Ulli Schnell im Jahr 2012 im Inneren des Brandt-Werkes machen konnte. „Die waren voller Graffiti“, weiß auch der Fördervereinsvorsitzende Niels Neubauer. „Allerdings waren die Waggons technisch noch in Ordnung.“

Deshalb hatte der Förderverein im vergangenen Jahr nach Jahren der Suche auch einen Käufer gefunden. „Uns gehören die Waggons offiziell auch gar nicht mehr, sie hätten wieder nach Ostdeutschland gehen sollen, waren aber bislang noch nicht abgeholt worden. Nach solch einer Hitzeentwicklung werden sie nun aber nur noch schrottreif sein.“ Den eisenbahnhistorische Verlust schätzt Niels Neubauer als sehr hoch ein: „Früher gab es von diesen Waggons wohl 700 Einheiten. Heute sind es meines Wissens nur noch zwei in ganz Deutschland – und davon ist nun eine zerstört.“

Die Akku-Lok hingegen, die früher im Cuno-Kraftwerk in Herdecke eingesetzt worden war, gehört wohl einem Privatmann aus Halver. Mit dieser Lok, erklärt Niles Neubauer habe sein Verein nichts zu tun gehabt.