Hagen. . In Südwestfalen beantragen Familien häufiger als im nordrhein-westfälischen Vergleich die neue Leistung. Die allerdings ist bei Politikern jüngst wieder in die Kritik geraten ist, soll nun erneut auf den Prüfstand gestellt werden.

Es lief schleppend an, ist nach jüngsten Untersuchungen nun wieder höchst umstritten und vor allem bei SPD und Grünen auf dem Prüfstand, doch in Südwestfalen offenbar durchaus beliebt: Knapp ein Jahr nach dem Start beziehen immer mehr Eltern in der Region Betreuungsgeld. „Tendenz ständig steigend“, sagt Torsten Manges, Pressesprecher des Kreises Siegen-Wittgenstein.

Zwar ist ein Vergleich schwer möglich, weil Land, Kreise und Städte bisher nur absolute Zahlen vorlegen, wie viele Anträge gestellt oder bewilligt worden sind. Setzt man diese Zahlen jedoch ins Verhältnis zur durchschnittlichen Jahrgangsstärke, zeigt sich, dass in der Region relativ viele Familien die neue Leistung beantragen. Wenn auch längst nicht alle, die Anspruch darauf hätten.

61 000 Anträge in NRW bewilligt

So haben seit dem August vergangenen Jahres in ganz NRW etwa 70 000 Eltern einen Antrag gestellt, rund 61 000 davon sind nach Auskunft des Landesfamilienministerium bewilligt worden. 145 000 Kinder kommen pro Jahr im Land auf die Welt. Macht für den ersten Jahrgang, der Anspruch auf das Betreuungsgeld hat, grob kalkuliert eine Quote von 42 Prozent.

Deutlich höher liegt diese im Kreis Olpe: Dort sind bis zum 30. Juni dieses Jahres 735 Anträge gestellt worden. Bis zum 31. Juli rechnet Hubert Welzel, Fachdienstleiter im Kreis, mit rund 800 Anträgen – bei etwa 1100 Geburten pro Jahr, so die Angaben des statistischen Landesamtes. Kalkuliert hatte Welzel eigentlich mit noch mehr Anträgen, 1000 pro Kindergarten-Jahr.

Zugrunde gelegt haben die Kreisjugendämter ihren Vorab-Schätzungen die Betreuungsquoten bei den Kindern unter drei Jahren, denn daraus lässt sich im Umkehrschluss ableiten, wie viele Familien einen Anspruch auf die Leistung haben. Die Betreuungsquote allerdings liegt mancherorts noch unter der landesweit vorgegebenen Richtgröße von 35 Prozent der Kinder (allerdings bezogen auf alle Kinder unter drei Jahren, nicht nur die Ein- und Zweijährigen).

1093 Anträge sind im Laufe der vergangenen zwölf Monate im Hochsauerland eingegangen, bei etwa 1800 Geburten. 1308 Anträge sind im Kreis Soest bewilligt worden (2400 Geburten), 1983 im Märkischen Kreis (3300 Geburten). Etwa 1200 Familien beziehen im Ennepe-Ruhr-Kreis die Leistung (2300 Geburten).

In der Stadt Hagen sind 524 Anträge gestellt worden – bei 1400 Geburten pro Jahr. Im Vergleich zu den ländlicheren Regionen also eine deutlich niedrigere Quote.

Gut informiert

Dass offenbar gar nicht alle Eltern einen Antrag stellen, die berechtigt wären, kann Hubert Welzel zufolge nicht an mangelnder Information liegen. Man habe ähnlich gut informiert wie vor sieben Jahren, als das Elterngeld eingeführt wurde. Und diese Leistung sei immerhin bei allen Familien im Kreis bekannt, habe eine Abfrage ergeben.

Wer das Betreuungsgeld beantragt, ob es Eltern aus der Mittelschicht sind oder, wie in der jüngsten Studie des Deutschen Jugendinstituts und der Universität Dortmund behauptet, eher bildungsferne Eltern sind, darüber allerdings haben die Kreise keine Erhebungen.