Breckerfeld. .

Die Neuapostolische Kirchengemeinde Breckerfeld kann ihre Kirche an der Klevinghauser Straße seit Anfang Juli 2014 nicht mehr nutzen. Das Gebäude, in dem auch die Räume für die übrige Gemeindearbeit integriert sind, wird umgebaut.

Da die Bauarbeiten nach den Planungen erst im Juni 2015 beendet sein werden, musste für ein Jahr ein Ausweichquartier gefunden werden. Hauptgrund für die Umbauarbeiten ist die Notwendigkeit, den Gottesdienstraum der Gemeinde zu vergrößern.

Stadtbrand im Jahre 1727

Seit dem 2. Juli feiert die Neuapostolische Kirchengemeinde Breckerfeld ihre Gottesdienste sonntags um 11 Uhr und mittwochs um 19.30 Uhr in der katholischen St.-Jakobus-Kirche. Die katholische Gemeinde leistet zusätzlich „Nachbarschaftshilfe“, indem sie während der Umbauzeit der neuapostolischen Gemeinde auch die Räume des Gemeindehauses zur Verfügung stellt.

Solche Nachbarschaftshilfe christlicher Gemeinden untereinander war in der Breckerfelder Kirchengeschichte nicht immer angesagt. Im 18. Jahrhundert musste der preußische König Militär einsetzen, um einen Streit zwischen der evangelisch lutherischen und der evangelisch reformierten Kirchengemeinde der Hansestadt zu schlichten. Was war geschehen?

In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts hatte sich eine religiöse Bewegung in Breckerfeld gebildet, die von der Lehre des Reformators Calvin geprägt war. Mitinitiator war der damalige Graf Johann Grüter, der im Jahr 1682 erstmals Bürger in privaten Räumen versammelte, in denen Gottesdienste von Predigern reformierter Kirchengemeinden aus den Nachbarstädten gehalten wurden. Eine kleine Gemeinde wuchs heran ohne Kirchengebäude, ohne eigenen Pfarrer und ohne offizielle Anerkennung.

Im Festbuch „750 Jahre Kirche in Breckerfeld“ der evangelischen Kirchengemeinde aus dem Jahr 2002 heißt es dazu: „Die landesherrliche Genehmigung zur Religionsausübung wurde den Reformierten erst 1706 (vom preußischen König) erteilt. „Im gleichen Jahr erbaute die junge Gemeinde ihre Kirche nebst Pfarrhaus und Schule. Das Geld wurde in Sammlungen in reformierten Gemeinden bis nach Holland zusammengebracht. Der preußische König spendete sogar 3000 Mark für den Pfarrfond. Beim großen Stadtbrand von 1727 brannten Kirche, Pfarrhaus und Schule der reformierten Kirchengemeinde bis auf die Grundmauern ab.

Erlaubnis erteilt

Die evangelisch St.-Jakobus-Kirche verlor „nur“ ihr Dach. Die reformierte Gemeinde erbat von der Regierung die Erlaubnis, die Kirche der lutherischen Gemeinde jeden Sonntag für zwei Gottesdienste mitbenutzen zu dürfen, bis ihre Kirche wieder aufgebaut war. Die Erlaubnis wurde erteilt, die Kirchennutzung wurde aber von der ev. lutherischen Gemeinde nicht anerkannt: Man ließ die reformierten Gemeindemitglieder nicht ins Gotteshaus.

Teilweise mussten sie Gottesdienst unter „blauem Himmel“ halten. Die Regierung forderte die Stadt auf, mit ihren „Schützen“ die Benutzung durchzusetzen. Der Schützeneinsatz war ohne Erfolg und führte zu Tumulten im und am Gotteshaus. In der Chronik von 2002 heißt es: „Am 18. Juli 1728 – also heute vor 276 Jahren – erließ der König ein ,Interimssimultaneum’, welches regelte, dass 300 königliche Soldaten die sonntägliche Durchführung der beiden reformierten Gottesdienste sicherstellen sollten.“

Kollektenreise durch die Gemeinden

Das Militär hatte Erfolg. Wieder ging ein Vertreter der reformierten Gemeinde auf Kollektenreise durch Nachbargemeinden der Mark und nach Holland, auch aus der Staatskasse gab es eine Spende aus Berlin. In der Chronik des Jahres 2002 endet der Bericht darüber mit dem Satz: „Mit der Einweihung der Kirche am 7. November 1729 endete dieses dunkle Kapitel der Breckerfelder Kirchengeschichte.“

Übrigens: Im Jahr 1843 wurde nach der Auflösung der reformierten Kirchengemeinde, die sich mit der lutherischen Gemeinde vereinigt hatte, das Kirchengrundstück versteigert. Der Bierbrauer Theodor Schlösser ersteigerte dabei die Kirche, das Pfarrhaus und den zugehörigen Garten am 19. April. Er verkaufte es am 26. November 1843 an die in Gründung befindliche neue katholische St.-Jakobus-Kirchengemeinde Breckerfeld.