Hagen. . 111 Elektro-Fahrzeuge will die Initiative Eco-Drive bis Januar 2015 auf die Straße bringen. Elfriede Vögtlin (58) hat zugeschlagen. Sie fährt jetzt einen Renault-Twizy und will das E-Fahrzeug sogar im Freundeskreis ausleihen, um die Umwelt zu schonen.

Elfriede Vögtlin (58) liebt die Erde und möchte, dass sie so bleibt, wie sie ist. Die Atmosphäre sei nicht bloß dort oben im Himmel, sagt sie und deutet auf den Boden: „Sie ist hier unten, sie umgibt uns.“ Und wie um zu unterstreichen, was sie meint, greift sie zu einem Synonym aus der Poesie: „Die Atmos­phäre ist der Odem des Lebens.“

Dann setzt sie sich mit ihrer Freundin Nada Marker (63) in ihren Wagen und braust davon, nach Dortmund geht die Spritztour, es ist die erste Fahrt mit dem neuen Auto. Nein, der kleine Flitzer tut der Atmosphäre nichts zuleide, es ist ein Renault Twizy, ein elektrogetriebenes Fahrzeug, das kein Kohlendioxid emittiert: „Ich bin gottfroh, dass es den Twizy gibt“, sagt Elfriede Vögtlin: „Den kann ich wenigstens bezahlen.“

Panoramadach und andere Extras

Die Hagenerin hat die Sonderausstattung mit Panoramadach und ein paar anderen Extras gewählt und dafür 9100 Euro hingeblättert. Sie ist eine umweltbewusste Bürgerin und engagiert sich im Solarverein, in der Bürger-Energiegenossenschaft und im Bündnis Eco-Drive, das sich zum Ziel gesetzt hat, die Zahl der Elektroautos auf Hagener Straßen bis Januar 2015 auf 111 Fahrzeuge zu erhöhen. Noch ist Elfriede Vögtlin eine der wenigen, die dieses hehre Ziel persönlich in die Tat umgesetzt hat: „Es ist doch ein Unding, dass Kinder in vielen Bereichen keinen Lärm machen dürfen. Aber stinkende Autos, die unsere Luft vergiften, die akzeptieren wir.“

Twizy ist kein Auto und wird als Quad eingestuft

Der Twizy bietet im Vergleich zu den Elektro-Autos anderer Hersteller und auch zu den anderen Modellen einen relativ günstigen Einstieg in die Elek­tromobilität.

Der Renault Twizy sieht zwar aus wie ein kleines Auto, ist aber keines. Er wird als Quad eingestuft.

Vielleicht besitzt Elfriede Vögtlin in Zeiten, in denen alle von der Klimakatastrophe reden und wie man sie vermeiden kann, jene Konsequenz, die die meistens von uns vermissen lassen. Der Twizy werde möglichst wenig stillstehen, sagt sie, wenn sie ihn selbst nicht benötige, werde sie ihn verleihen – z. B. an ihre Bekannte Miriam Kleemann-Adolphs (35), die bereits einen Twizy besitzt und beste Erfahrungen mit dem Leichtfahrzeug gemacht hat: „Morgens pendelt mein Mann damit nach Witten, am Nachmittag bringe ich die Kinder zum Sport.“ Der Twizy von Elfriede Vögtlin sei ihr als Zweitauto höchst willkommen. 1 Euro Leihgebühr pro Tag plus eine Beteiligung an der Batteriemiete von 50 Euro im Monat verlangt Elfriede Vögtlin für die Weitergabe des Leisetreters, mit der Versicherung ist der häufige Fahrerwechsel abgestimmt.

Chipkarte vom Energieversorger

Dass man den Twizy nicht hört und deshalb ein erhöhtes Unfallrisiko besteht, glaubt die Besitzerin des Neuwagens nicht: „Ich erwarte, dass die Menschen die Augen aufmachen, denn sie sind ihnen zum Gucken gegeben.“

Wer die Erde liebt und die Atmos­phäre schützen und trotzdem mobil bleiben will, der achtet natürlich darauf, dass das Auto mit Ökostrom betankt wird. „Mit Strom aus Kohlekraftwerken machte so ein Fahrzeug keinen Sinn“, sagt Miriam Kleemann-Adolphs. Elfriede Vögtlin hat beim heimischen Energieversorger Mark-E für 13,50 Euro eine Chipkarte erworben, die es ihr erlaubt, den Twizy an allen Ladestationen des heimischen Energieversorgers kostenlos zu betanken.

Durch das Panoramdach kann sie den Himmel sehen. Die Atmosphäre. Den Odem des Lebens.