Hohenlimburg. .

Ihr schlechter Ruf eilt ihnen voraus: Spitze Zähne, große Ohren und eine furchterregend, hässliche Nase. Dass die in unserer Region heimischen Zwergfledermäuse jedoch alles andere als aggressiv sind und völlig zu Unrecht als Blutsauger beschimpft werden, wissen Petra Kunkowski (49) und ihre Schwester Heike Stecker (52) am besten. Sie leben mit rund 100 Fledermäusen unter einem Dach am „Lahmen Hasen“.

Putzmunter krabbelt der kleine Flugkünstler, kaum größer als ein Daumen, über die Schulter von Petra Kunkowski und versteckt sich unter ihren wärmenden, langen Haaren. Dass die Fledermaus überhaupt so fidel ist, verdankt sie ihrer Ersatzmutter. Denn diese hat sie im Garten, völlig durchnässt und unterkühlt, gefunden.

Mit Welpenmilch aufpäppeln

„Wir haben dieses Haus vor drei Jahren gekauft. Schnell ist uns aufgefallen, dass auf unserem Dachboden rund 100 Fledermäuse wohnen“, so Kunkowski, die glaubt, dass die Jungen bei ihren ersten Flugversuchen nicht immer fit genug sind oder den Weg ins wärmende Nest einfach nicht zurückfinden.

Die beiden Schwestern haben es sich zur Aufgabe gemacht, die Kleinen unter ihre sprichwörtlichen Fittiche zu nehmen. Liebevoll werden sie auf einem Handtuch, dass auf einer Wärmflasche platziert ist, gepflegt. Mit einer Pipette, Welpenmilch, Mehlwürmern und Aufbaukalk werden die Radarkünstler aufgepäppelt.

„Meistens versuchen wir ihnen Wärme zu geben und setzen sie an der Fundstelle wieder aus, damit sie von ihren Eltern gefunden werden. Wenn das nicht klappt, ziehen wir sie selber groß und entlassen sie dann in die Freiheit“, freuen sich die Geschwister, die sich zunächst im Internet über die Lebensweise und Fressgewohnheiten dieser einzigartigen Tiere informierten und feststellen mussten, dass nahezu alle Fledermausarten auf der „roten Liste“ für bedrohte Tierarten stehen.

Umsiedeln von Kolonien schwierig

Umso wichtiger ist es, den kleinen Tieren eine Hilfestellung zu geben. Daher kann es sein, dass sie ihre kleinen Findlinge auch in einem Stoffbrustbeutel unter dem Pullover mit sich umhertragen. Eine warme und enge Nische ist der ideale Aufenthaltsort für die Kleinen.

eck von der Biostation in Hagen setzt vor allem auf Aufklärung. Denn in diesem Jahr sind ungewöhnlich viele Meldungen von Fledermausfindlingen eingegangen. Allein in der hiesigen Kaiserstraße befinden sich fünf bis sechs Kolonien. Auch der zur Zeit häufige Starkregen macht den Fledermäusen zu schaffen.

„Fledermäuse sind anspruchsvolle Tiere. Sie lassen sich nur dort nieder, wo keine Zugluft herrscht, die Temperatur stimmt und es nicht zu nass oder zu trocken ist“, versichert der Fledermausfachmann, der sich in diesem Jahr bereits um zahlreiche Meldungen kümmern musste und dabei nicht jedes Fledermausleben retten konnte.

„Das Problem besteht darin, dass solche Wohnstuben weit mehr als 100 Tiere umfassen können. Ein Umsiedeln ist daher meist schwierig“, so Blauscheck und ergänzt, dass ein Kammerjäger nicht die richtige Lösung sei, da diese Tiere nicht getötet werden dürfen.

„Viele Menschen reagieren panisch auf Fledermäuse, obwohl diese völlig harmlos sind. Da es sehr wählerische Tiere sind, ist es meist am sinnvollsten, wenn man abwartet, da diese Tiere weiterwandern, sobald ihre Unterkunft nicht mehr behaglich genug ist“, erklärt Blauscheck.

Freiflugfläche auf dem Dachboden

Wer einzelne Tiere findet, sollte diese zunächst in seine Obhut nehmen und wärmen. Dies geht am besten mit einer Wärmflasche die mit warmem (nicht kochendem!) Wasser gefüllt ist. Ein Anruf bei der Biostation kann helfen. Dort steht man gern mit Rat und Tat zur Seite. Alternativ sind auch Petra Kunkowski und Heike Stecker bereit, Findlinge aufzunehmen. Auf dem Dachboden haben die Fledermäuse eine Freiflugfläche und werden nicht gestört. Einen positiven Nebeneffekt haben die Untermieter zudem auch. „Wir haben viel weniger Probleme mit Insekten, weil diese die Hauptnahrung der Fledermäuse sind und nicht, wie viele denken, das Blut anderer Säugetiere“, freuen sich die Schwestern, die angeben, dass die blutsaugenden Fledermäuse in Südamerika beheimatet seien. Dass die Untermieter durchaus problematisch sein können, zeigt sich beim geplanten Abriss des alten Gymnasiums an der Gumprechtstraße.

Sollte sich nach einer Artenschutzprüfung herausstellen, dass dort eine Fledermauskolonie beherbergt ist, was auf Grund des langen Leerstands nicht ungewöhnlich wäre, so muss das Gebäude zunächst unberührt bleiben.