Hagen-Mitte. .

In der Kirche Am Widey feierte Roland Voit am Sonntag mit einem Konzert unter dem Titel „Wie groß ist des Allmächt`gen Güte“ das „Silberjubiläum“ der Beckerath-Orgel. Der Organist gab ein brillant gespieltes Programm und einen Kursus in Orgelbaukunde zum Verständnis des Innenlebens der „Königin der Instrumente“. Mit zwei Manualen und der Möglichkeit des Koppelns von Hauptwerk und Oberwerk bzw. Manual und Pedal lässt sich das Instrument ähnlich vielseitig einsetzen wie die Riesenorgel in Passau. Die im sogenannten „Prospekt“ über den Manualen zu bewundernden Prinzipale mit ihrem Metallglanz, die verborgenen hölzernen „Gedackt“-Pfeifen, die für die Erzeugung der Tonhöhe nur halb so lang, aber weniger obertonreich sind, das Cromorne, eine Zungenpfeifenregister-Variante des Krummhorns, und der Tremulant, dem Vibrato des menschlichen Solo-Gesangs ähnlich, machen’s möglich.

Gäste lasen auf einer Leinwand die Registrierung ab und hatten beim Hören ein Aha-Erlebnis. Bach war mit dem Allegro aus dem Concerto Nr. 4 C-Dur und der Fuge g-Moll vertreten, sein Lehrer Buxtehude mit Präludium und Fuge D-Dur.

Dröhnende Schluss-Akkorde

Das Vorspiel raste im Dreiklangs-Modus über die Tasten, die Fuge profitierte vom Wechselspiel der Manuale und Register bis zu dröhnenden Schluss-Akkorden. In der Choralpartita von Georg Böhm „Freu dich sehr, o meine Seele“ spiegelten Klangfarben plastisch den Gehalt der zwölf Strophen wider. Ebenso ausdrucksvoll wurde das Choralvorspiel „O Gott, du frommer Gott“ von Brahms interpretiert; der Romantiker nutzte Temposchwankungen zur Auslegung des Textes. In der Choral-Improvisation „O du Liebe meiner Liebe“ von Sigfrid Karg-Elert kam der Tremulant zum Einsatz. Jean Langlais und Wolfgang Stockmeier vertraten mit „Le Paradis“ und dem Orgelchoral „Jesus Christus, unser Heiland, der von uns den Gotteszorn wandt“ die Moderne.

Aus den Anfängen der Orgelmusik für mehrere gleichberechtigte Stimmen im 16. Jahrhundert erklang das Vorspiel „Ich ruf zu dir, Herr Jesu Christ“ von Orlando di Lasso, in dem das Cromorne eine wichtige Rolle spielte. Mendelssohns Partita „Wie groß ist des Allmächt’gen Güte“ schöpfte zum Schluss noch mal die virtuose Technik des Organisten aus. Pfarrer Stephan Hofmann brachte zum Schluss den Eindruck des Publikums auf den Punkt: „Ich habe den Kopf voller Informationen, aber das Herz voll Musik.“