Integration. Türkische Migranten fordern zweisprachige Kitas und – bereits früher – Badetage für muslimische Frauen, türkische Friedhöfe usw. Das war vor einiger Zeit in Ihrer Zeitung zu lesen. Was hat das mit Integration zu tun? Integration heißt nicht, sich von anderen abzugrenzen. Für mich ist Integration, wenn man sich dem Gastland anpasst. Ich bin selbst 1970 als Ausländerin mit zwei Kindern nach Deutschland gekommen. Die Integration begann bei uns zu Hause, indem wir beide Sprachen sprachen, wir deutsches Fernsehen sahen und in deutschen Märkten einkauften. Ich brachte meinen Kindern bei, wie man sich anpasst. Wir hatten keine Probleme hier in Hagen und waren akzeptiert, obwohl wir unsere Herkunft nie verleugneten.

Im Übrigen greifen zweisprachige Kitas zu kurz. Diese Diskussionen und Aktivitäten sind gänzlich unnötig, stattdessen gibt es wichtige Themen, mit denen wir uns auseinandersetzen müssen (Renten, Armutsbekämpfung, alternde Bevölkerung, Zukunftsfähigkeit, Schutz von Kindern etc).

Als Einwanderin habe ich vor 18 Jahren beschlossen, dass ich nur einen Pass brauche. Ich wollte mir kein Türchen offen lassen. Da ich dieses Land liebe, die Deutschen achte und mich voll integriert fühle, wollte ich auch staatsbürgerlich

integriert sein und habe den deutschen Pass gewählt. Man muss seine Wurzeln nicht verleugnen, aber man muss sich entscheiden,

wo man leben will. Ich finde, es ist ohne weiteres möglich, die kulturelle oder auch religiöse Identität von der staatsbürgerlichen Zugehörigkeit zu trennen. Insofern verstehe ich auch nicht den in Ihrer Zeitung von Osman Önal geäußerten Standpunkt, dass er sich in einigen Situationen deutsch und in anderen türkisch fühlt. Für mich gleicht das dem Herauspicken von Rosinen, so wie es gerade passt.

Auch Politiker haben teilweise zwei Pässe. Mir ist unverständlich, warum sich offizielle Vertreter unseres Landes nicht eindeutig

positionieren können und klar machen, wessen/welche Interessen sie wahrnehmen. Ich fühle mich dabei nicht gut vertreten.