Hagen-Mitte. . Auf dem Dach des Kunstquartiers Hagen spielten sich aufregende Szenen ab: Eine Entenmutter versuchte, ihre gerade geborenen sieben Küken zum Sprung auf den Museumsplatz zu bewegen. Beunruhigt liefen die kleinen Vögel hin und her, der Blick in die Tiefe schreckte sie vom waghalsigen Unterfangen ab. Hagener Tierschützer beendeten das Enten-Drama.

Wenn eine Entenmutter ruft, dann folgen ihr die Kinder. Doch in diesem Fall hätte der den Küken innewohnende blinde Gehorsam wohl in den Tod geführt. Die kleinen Stockenten, die gerade zwischen den Sonnenkollektoren auf dem Museumsdach geschlüpft waren, sollten das Dach verlassen, damit sie ihrer Mutter zur Volme folgen konnten. Denn der Altvogel hatte nur ein Ziel: das Wasser.

Lockrufe der Entenmutter

Mit steten Lockrufen versuchte er, die Kleinen zu dem riskanten Sprung zu bewegen.Tatsächlich können manche sehr kleinen Vögel einen Sturz aus relativ großer Höhe überleben. Junge Trottellummen etwa fallen manchmal aus 40 Metern Höhe direkt auf einen steinigen Strand.

Aufgrund der Fettschicht, die sich die Tiere vorher angefressen haben, überleben die meisten diesen Sturz, so dass sie dem Elternvogel aufs Meer folgen können. Zahlreiche Jungvögel sterben aber beim Aufprall auf Klippen oder werden mit den Wellen gegen Felsen geschleudert.

Doch selbst wenn die Museumsenten den Sturz vom 18 Meter hohen Dach heil überstanden hätten: „Den Weg zum Wasser hätten sie nicht geschafft“, berichtet Birgit Ganskow, Vorsitzende des Hagener Tierschutzvereins: „Deshalb mussten wir eingreifen.“ Die ehrenamtlichen Helfer Melanie Fladerer und Manuel Becker kletterten mit Transportbox und Kescher durch ein Fenster auf das Dach des Musentempels und gelangten über eine Leiter schließlich zu den verängstigten Entchen.

Küken in Aufzuchtstation gebracht

Zuerst versuchten sie die Tierschützer den Elternvogel einzufangen, der den guten Willen der Menschen jedoch nicht erkannte und davon flatterte. So mussten die Kleinen ohne ihre Mutter eingesammelt und in eine Aufzuchtstation gebracht werden. Birgit Ganskow ist sicher, dass die Küken irgendwann vom Dach gehopst wären: „Je größer sie werden, desto größer ist das Risiko, dass sie der lockenden Entenmutter folgen und in den Tod springen.“

In der Station des Tierschutzvereins können die Küken nun wohl behütet heranwachsen und, nachdem sie in die Freiheit entlassen worden sind, ihrerseits für Nachwuchs sorgen. Aber bitte nicht auf dem Museumsdach.