Dortmund. .

Möglicherweise war es Eifersucht, die die Sanftmut von Orang-Utan-Mann Walter im Zoo in Aggression umschlagen ließ: Der 25-jährige Menschenaffe hat den linken Unterarm von Yenko, dem Adoptivkind seiner Lieblingsfrau Toba, abgebissen. Das einjährige Jungtier wurde sofort notoperiert.

Der Zwischenfall, den die Stadt erst jetzt öffentlich machte, hat sich bereits in der letzten Woche ereignet. Walter – von Orang-Frau Toba und Yenko durch ein Stahlnetz getrennt – zog den Unterarm des Affenbabys durch das Netz und biss ihn am Ellenbogen vollständig ab. Den Pflegern gelang es, Mutter und Kind sofort von Tobas beiden älteren Töchtern zu trennen.

Ziehmutter narkotisiert

„Toba ist schlau. Sie ist sofort auf die Pfleger zugekommen und hat mit Yenko ihre Schlafbox aufgesucht“, berichtet Zoo-Tierärztin Dr. Christine Osmann. Nach Rücksprache mit dem europäischen Zuchtbuchführer für Orang-Utans und dem Zoo Hannover, aus dem Yenko erst im April gekommen war, hat Dr. Osmann das Affenkind operiert.

Zunächst musste Ziehmutter Toba narkotisiert werden. Freiwillig hätte sie Yenko nicht aus ihren Armen gegeben. Dann wurde der kleine Affe schmerz- und schockbehandelt, die glatte Wunde unter Vollnarkose mehrschichtig vernäht und mit einem Druckverband umwickelt – auch wenn der Tierärztin klar war, „dass der Verband nicht lange drum bleibt. Die Orangs dulden so was nicht.“

Gut zwei Stunden später war Yenko wieder bei Toba. Dr. Osmann: „Die hat sich den Verband angesehen und ihn dann langsam und bedächtig wieder abgewickelt. Wie eine Krankenschwester.“

Der Kleine hat sich erstaunlich schnell von dem Zwischenfall erholt. Bereits am Spätnachmittag desselben Tages wollte er schon wieder klettern und trinken. Inzwischen soll das 3,5-Kilo-Kerlchen mit der Punkfrisur sogar schon eine Drohgebärde mit seinem Stummelarm gemacht haben.

Tier ignoriert Verletzung

Fälle von verstümmelten Orang-Utans gibt es auch in Auffangstationen. Weil sie auch mit den Füßen greifen, können sie den Verlust eines Armes ganz gut kompensieren. Auch Yenko, so Dr. Osmann, ignoriere seine Verletzung. Wenn es keine Komplikationen gibt und die Wundheilung in den nächsten zwei, drei Wochen voranschreitet, könnten Yenko und Toba wieder mit Tobas zwei Töchtern zusammengeführt werden, damit sich der Adoptivaffe mit der Quietschstimme doch noch irgendwann in die Dortmunder Menschenaffen-Familie eingliedern kann. Ob das komplett gelingt, vermag zum jetzigen Zeitpunkt niemand zu sagen.