Hagen. Hagen liegt bei den Schadstoffwerten weiter oft über den EU-Grenzwerten. Es drohen Sanktionen, wenn es weiter Überschreitungen gibt. Ein städtischer Umwelt-Experte macht unter anderem den Sparkurs beim Busverkehr für die Situation verantwortlich. Das sei ein Fehler gewesen.

Tabellenführer ist Hagen nicht. Aber – um im Bild zu bleiben – einen Platz, der zur Teilnahme an der Champions-League-Qualifikation berechtigt, nimmt die Stadt auf der aktualisierten Rangliste in Sachen Schadstoffe weiterhin ein. Lediglich an der Messstation Enneper Straße wird der von der Europäischen Union festgeschriebene Maximalwert von 40 Mikrogramm Stickstoffdioxid im Jahresmittel genau eingehalten. Am Märkischen Ring (58 Mikrogramm), am Graf-von-Galen-Ring (56) und an der Wehringhauser Straße (50) wird er hingegen weit überschritten.

Auch die 43 Überschreitungstage in Sachen Feinstaub in Bahnhofsnähe liegen 2013 über der EU-Vorgabe. „Es gibt keinen Grund, sich zurückzulehnen“, sagt Umweltamtsleiter Dr. Ralf-Rainer Braun mit Blick auf eine nach wie vor bestehende Sanktionskulisse, „wir sind ja gerade dabei, den Luftreinhalteplan fortzuschreiben.“

100.000 Fahrzeuge

Die Maßnahmen, die aufgenommen werden sollen, stammen zu großen Teilen aus dem Luftreinhalteplan Ruhr, dem Hagen nach dem Willen der Experten beitreten sollte. Lediglich auf die Kontrolle von privaten Feuerstellen, wie sie etwa in Aachen durchgeführt wurde, will man sich in Hagen nicht einlassen. „Das macht keinen Sinn“, sagen Braun und Schadstoff-Experte Fred Weber.

Dafür soll die Elektromobilität weiter voran gebracht werden. „Es geht um die Verbesserung der Infrastruktur vor Ort, aber auch um eine bessere Förderkulisse durch Bund und Land“, so Braun. „Es gibt in Hagen rund 100.000 Fahrzeuge. Wenn es uns gelingen würde, einen erheblichen Teil zu elektrisieren, wäre das ein Riesenschritt.“ Dabei haben die Fachleute keineswegs nur Autos im Visier. Für Elektrofahrräder sei eine Stadt wie Hagen mit ihren Steigungen wie geschaffen. „Allerdings müssen wir ein Radwegenetz schaffen, um die Menschen zum Umsteigen zu bewegen“, so Braun. In Kopenhagen seien ganze Straßenzüge zugunsten von Radwegen zurückgebaut worden.

Höhere Grenzwerte drohen

Daneben gelte es, den Öffentlichen Personennahverkehr wieder auszubauen. „Hier sind zwar in den letzten Jahren 4 Millionen Euro gespart und Verbindungen gestrichen worden“, so Braun, „aus umweltpolitischer Sicht ist das aber genau der falsche Weg.“ Zusätzlich müssten künftig Industrie und Gewerbe stärker in den Fokus eines Luftreinhalteplans rücken. All das koste Geld, doch gäbe es durchaus Fördertöpfe.

Märkischer Ring landesweit auf Platz 4

Durch Maßnahmen wie Tempo 30 oder das Lkw-Routenkonzept haben sich die Schadstoffwerte an den Messstationen in Hagen durchaus reduziert.

Trotzdem liegt der Märkische Ring mit seiner Messstation am Finanzamt landesweit auf Platz vier, was den Jahresdurchschnittswert für Stickstoffdioxid angeht.

Am Märkischen Ring liegt der bei 58 Mikrogramm. Das Rheinische Braunkohlerevier in Düren (67), Köln (61) und Düsseldorf (61 bzw. 59) liegen noch vor Hagen.

Nötig sind die schärferen Maßnahmen aus Sicht der Umweltverwaltung auch, weil durchaus eine Verschärfung der Grenzwerte drohe. „Die Weltgesundheitsorganisation fordert einen Stickstoffdioxidmittelwert, der nur noch bei 20 Mikrogramm liegt und nur noch drei Überschreitungstage pro Jahr beim Feinstaub“, sagt Fred Weber. Es sei vorstellbar, dass sich die Europäische Union dieser Forderungen annehme. „Dann spielt es keine Rolle mehr, ob wir die Abgasnorm Euro VI oder Euro V zum Maßstab erklären. Dann muss es Ziel sein, Verkehr generell zu vermeiden“, so Braun.