Hohenlimburg. .

Aufatmen bei den 71 Mitarbeitern des heimischen Kaltwalzunternehmens J.P. Hüsecken gestern Mittag. Da teilte ihnen der Herdecker Rechtsanwalt und Insolvenzverwalter Ernst Wiesner bei einer kurzfristig einberufenen Belegschaftsversammlung mit, dass zum 1. Juli eine Tochtergesellschaft der Liljedahl Steel Wire a.b. – die Hörle Wire a.b. – die beiden Standorte in der Nahmer (Werk I und Werk II) übernehmen wird. Vor Ort war auch Geschäftsführer Ola Karlsson als Vertreter der schwedischen Unternehmensgruppe. Wiesner. „Diese walzt ebenfalls Drähte zu Band und ist somit im selben Geschäftsfeld tätig.“

Erst am Montag dieser Woche hatte sich, wie Ernst Wiesner gestern im Exklusiv-Gespräch mit dieser Zeitung betonte, das 1200 Mitarbeiter zählende schwedische Traditionsunternehmen als der ernsthafteste Interessent herauskristallisiert. „Das war ein Schnellschuss. Es waren danach intensive Gespräche“, versicherte Wiesner, die dazu führten, dass am Donnerstagabend nach mehr als sechsstündigen Verhandlungen bei einem Notar der Kaufvertrag unterzeichnet wurde. Zu welchen Bedingungen das schwedische Unternehmen den Zuschlag erhielt, wollte Wiesner nicht verraten. „Der Betrag liegt im siebenstelligen Bereich.“

Besonders wichtig war für den Anwalt, ebenso wie für die einbezogenen Banken: Alle Arbeitnehmer werden übernommen werden. Die Standorte bleiben.

Parallel wurden gestern Mittag per Rundmail auch die Kunden und die Lieferanten über die Veränderungen informiert, damit Bestellungen herausgehen oder entgegengenommen werden können.

Insolvenzverwalter Wiesner hatte bereits vor Wochen im Gespräch mit dieser Zeitung verkündete, nur bis zum 30. Juni die Geschäfte führen zu wollen. Bis zu diesem Zeitpunkt müsse ein Nachfolge-Unternehmen gefunden sein. Das ist nun erfolgreich geschehen.

Zufriedenheit beim Betriebsrat

Betriebsratsvorsitzender Werner Schulz ist zufrieden, dass es nun weitergehen kann, und zwar mit allen Mitarbeitern: „Wir haben alle keine Glaskugel auf dem Tisch und wissen nicht, was die Zukunft bringt. Aber ich weiß, dass die Kollegen sehr motiviert sind.“

Sehr erfreut zeigte sich IG-Metall-Sekretär Werner Voßeler, der in enger Abstimmung mit dem Betriebsrat für die Gewerkschaft die Verhandlungen in den vergangenen Wochen geführt hatte: „Die Industrie in der Obernahmer bleibt erhalten.“ Es sei schon außergewöhnlich erfreulich, dass ein Investor die Rettung aller Arbeitsplätze zusage. Das sei auch ein Erfolg der Arbeitnehmer, die die Arbeit des Insolvenzverwalters nach Kräften unterstützt hätten. „Etwa, als in einer auftragsärmeren Zeit Kurzarbeit zugestimmt wurde.“ Der gesamte Prozess der Insolvenz habe so in relativer Ruhe stattfinden können. Die Firma J.P. Hüsecken habe ein gutes Produkt und gute Mitarbeiter. Und von dem schwedischen Investor habe man einen positiven Eindruck. Der bisherige Geschäftsführer Jürgen Buschwald wird nach Informationen unserer Zeitung nicht mehr dem Unternehmen angehören.

Ist mit diesem Erwerb auch eine Unternehmenserweiterung auf dem ehemaligen Krupp-IV-Gelände verbunden, wie es von J.P.Hüsecken einst angedacht war? Ernst Wiesner: „Daran denkt zurzeit niemand. Zunächst gilt es, die wirtschaftliche Lage weiter zu stabilisieren.“