Hagen.
„Natürlich ist das Pferd ein Hingucker. Aber es darf den Sängern nicht die Schau stehlen“, sagt Bühnenbildner Jan Bammes mit gewohnter Sensibilität. Um dann jedoch mit ein wenig Stolz in der Stimme zu ergänzen: „Aber Rosinante ist schon einmalig, sie ist 1. Liga.“
Rosinante? Natürlich, das berühmte Pferd aus „Don Quichotte“. Vor zwei Wochen feierte die Oper am Hagener Theater Premiere. Und nicht nur die Sängerinnen und Sänger wurden umjubelt, sondern auch das Bühnenbild mit monströsen Windmühlen und komplizierter Zahnradmaschinerie.
Viel Zeit genommen
Wobei Rosinante ohne Frage die meisten Blicke auf sich zieht. Das Faszinierende an dem 150 Kilo schweren, 1,70 Meter hohen Koloss: Obwohl das Pferd auf Rollen aus Metal besteht und sehr technisch wirkt, könnte man meinen, es lebt. „Ja, durch den Seilzug. Wenn sich der Kopf hebt, hebt sich auch der Schweif. Und die Bewegungen wirken fließend, organisch“, schwärmt Jan Bammes. Auch über die Zusammenarbeit mit seiner Kollegin Susann Sonnenberg. Die Bühnenplastikerin, seit neun Jahren am Hagener Theater beschäftigt, hat sich viele Wochen Zeit für Rosinate genommen. „Jan kam zu mir mit der Idee eines transparenten Kunstpferdes, dessen Inneres sichtbar sein sollte. Kurz darauf präsentierte er sein selbst gelötetes Model im Maßstab 1:50. Das war meine Inspirationsquelle.“
Schätze vom Schrottplatz
Susann Sonnenberg stöberte auf einem Schrottplatz in Dortmund. Und fand herrliche Schätze: „Rosinantes Herz ist ein Druckventil, die Nüstern bestehen aus Abfluss-Sieben, die Ohren aus Schuhspannern.“ Die kreative Frau stieß auf Werkzeug im Retro-Style, Zahnräder aus Holz, Ketten, Fahrradritzel, eine Handbohrmaschine. Rosinate besteht aus mehr als 100 Einzelteilen, die ein Bühnentechniker in der Schlosserei zusammengeschweißt hat.
Im Mai läuft die Oper noch viermal
Die Oper Don Quichotte von Jules Massenet wird in französischer Sprache mit deutschen Übertiteln aufgeführt.
Im Mai ist die Oper am morgigen Sonntag, 11. Mai, um 18 Uhr zu sehen. Weitere Termine: 18., 23. und 28. Mai.
Karten gibt’s u.a. unter 207-3218.
„Das Stück ist im Maschinenzeitalter angesiedelt, daher die vielen Zahnräder. Und die rostige Optik“, erläutert Jan Bammes und präsentiert einen klapprigen Einkaufswagen, der den Esel des treuen Dieners Sancho Pansa symbolisiert. „Den Einkaufswagen hatten wir im Fundus, wir mussten ihn nur noch auf rostig trimmen und mit Fahrradbremsen, die Maul und Ohren in Bewegung setzen, ausstaffieren.“
Aber zurück zu Rosinante: In einer anderen Inszenierung wird man dem Metall-Pferd wohl kaum begegnen, aber vielleicht beim nächsten Bühnenball. Oder als Hingucker in der Kassenhalle . . .