Denn der finanziell schlingernde Essener Energieriese, der auf der Suche nach frischem Geld sich allerorten von weniger lukrativen Beteiligungen trennt, hat natürlich ein hohes Interesse, sich durch einen Verkauf an einen Privaten einen möglichst hohen Erlös zu sichern. Der dürfte, so suggeriert das vorliegende Gutachten der Wirtschaftsprüfer, bei einem Verkauf an die kommunalen Anteilseigner etwa ein Viertel geringer ausfallen.

Doch dazu müssten diese Mitaktionäre inhaltlich auch in der Lage sein, ihr Vorkaufsrecht aus perspektivischer Überzeugung heraus wahrnehmen zu wollen. Das Gegenteil ist jedoch der Fall: Während Remondis (6,8 Milliarden Euro Umsatz) locker über die investive Luft verfügt, mit einem 60-Millionen-Euro-Enervie-Deal auch einmal ins Risiko zu gehen, haben die südwestfälischen Kommunen – allen voran Hagen – so gar keinen Spielraum für Experimente.

Zwar sind die Anteilseigner durchaus von der ökonomischen Solidität des heimischen Energieversorgers überzeugt. Die mittel- und langfristige Beurteilung der externen Rahmenbedingungen im Bereich der Energiewirtschaft gleicht momentan jedoch eher einem Blick in die Glaskugel als auf belastbare Fakten. Einmalige Chance oder unüberschaubares Lotterie-Spiel? Welcher Lokalpolitiker sollte vor diesem Hintergrund schon die Courage aufbringen, auf eine blühende Enervie-Zukunft zu setzen. Aber genau das haben die RWE-Weisen ja gewollt.