Hagen-Mitte. .

Eine große Zuhörerschar zog am Karfreitag-Mittag in der Kirche am Widey die Bachsche Interpretation der christlichen Botschaft einem Wort-Gottesdienst vor. Das Philharmonische Orchester hatte zu seinem traditionellen Konzert eingeladen.

Schon gegen 11 Uhr, also eine halbe Stunde vor Beginn der Veranstaltung, gab es keine Programme mehr. Aber die volltönenden Stimmen der Solisten Banu Böke, Sopran, Rena Kleifeld, Alt, Stephan Boving, Tenor, und Oliver Weidinger, Bass, brachten den Text der Kantaten BWV 138 und BWV 116 gut verständlich zum Ausdruck.

Die Streicher und zwei Oboen musizierten unter der Leitung von David Marlow mit Isabel Martin, Violoncello, Andreas Jannasch, Kontrabass, und Malte Kühn, Cembalo bzw. Orgel als Continuo-Gruppe mit dem gewohnten sensiblen Einfühlungsvermögen.

Die Sänger standen hinter dem Orchester und setzten sich, auch vierstimmig als Chor-Ersatz, gut durch.

Rezitative mit ausdrucksvollen Koloraturen

Die Kantate „Warum betrübst du dich, mein Herz?“ überraschte mit einer Unterbrechung der Chöre durch Rezitative.

Nach einigen weitere Rezitativen mit ausdrucksvollen Koloraturen auf entsprechenden Text-Höhepunkten (wie immer bei dem Dichter Picander die Zuhörer sehr zum Schmunzeln anregend) fand sich das Quartett zum schlichten Schluss-Choral zusammen, von euphorisch-lebhafter Orchesterfreude umgeben.

Carl Philipp Emanuel Bach, dessen 300. Geburtstag in diesem Jahr gefeiert wird, verwendete in seinem Oboenkonzert B-Dur schon Elemente aus dem klassischen Stil wie ausgedehnte Solo-Kadenzen kurz vor dem Schluss der Sätze.

Hier faszinierte Andreas Mirschels Oboe mit ihrem geschmeidigem Ton in virtuosen Passagen mit reichen Verzierungen wie auch im klagenden Largo mit ausdrucksvollen Akzenten. Die Zuhörer in der Kirche genossen die Darbietung auf hohem Niveau.

Tänzerische Leichtigkeit und bestechend schöne Alt-Arie

Bewundernswert: Geradezu tänzerische Leichtigkeit charakterisierte das Allegro moderato.

Im Eingangs-Chor zu „Du Friedefürst, Herr Jesu Christ“ setzte sich der Sopran im Mittelteil gegen das erregte Fugato der anderen Stimmen mit der Choral-Melodie durch.

Die Alt-Arie – bestechend schön gesungen vor allem in dunklen Lagen – wurde von einem Oboen-Solo begleitet.

Unruhiges Rumoren im Continuo-Bass schilderte „des erzürnten Richters Dräuen“.

Ein Terzett für Sopran, Bass und Tenor, sensibel und ausgewogen im Stimmen-Volumen in der Karfreitags-Matinee vorgetragen, stellte das Cello als einfühlsame Solo-Begleitung vor.

Begeisterter Beifall des Publikums in der Kirche

Nach dem Schluss-Choral (hier wirkten die starken Akzente fast übertrieben) freuten sich die Musiker allesamt über den begeisterten Beifall des Publikums in der Kirche am Widey.