Hagen. .

Als besonderes Konzert hatte die Leitung der Musikschule die Klaviermatinee am vergangenen Sonntag angekündigt. Schon der Blick ins Programm ließ Einiges erwarten: Wann hat man zuletzt in dieser Stadt einen Abend mit Etüden von Chopin, Schubert-Transkriptionen von Franz Liszt und der phänomenal schwierigen, einer pianistischen Technik-Elite vorbehaltenen Petrouchka-Suite Strawinskys genießen können?

Die junge, chinesische Pianistin Huijing Han, seit kurzem in Hagen ansässig , ließ ab dem ersten Ton diese Befürchtung nicht aufkommen: vielleicht wieder eine Vertreterin einer jungen Musikergeneration mit äußerst flinken Fingern, aber letztlich das Klavier als Sportgerät missbrauchend?

Bereits die einleitende A-Dur- Sonate Mozarts zerstreute alle Bedenken: Mit großer Konzentration „sang“ die Musikerin alle Kantilenen – hier nützen bekanntlich auch die schnellsten Finger nichts – der berühmte Janitscharen-Marsch zum Ende hatte das wirklich richtige Marschtempo – ein Genrestück und kein rappeliger Kehraus.

Addiert ein Musiker dann für 60 Minuten Werke der höchsten Schwierigkeitsgrade, ist der sportive Hörer leicht geneigt, Fehler zu zählen. Bei Frau Han absolut ohne Erfolg. Blitzsauber alle vier Chopins, die absurd schwierige, lisztsche Erlkönig – Paraphrase total perfekt.

Quasi nebenbei meistert Frau Han alle „Stellen“, die ins pianistisch Grenzwertige führen; das macht ihr keine Probleme, im Gegenteil: Der nicht ganz 100-prozentig intonierte Flügel konnte ihrem Willen zu wunderschönem Musizieren nirgendwo widerstehen und wurde schnell das, was jedes Instrument sein sollte – ein musikalischer Farbkasten unter der Hand der Interpretin.

„Petrouchka“, in deren Tanzrhythmen sich die Pianistin völlig versenkte, ist eins der Paradepferde für pianistische Hochbegabungen. Was Frau Han damit machte, war aller Bewunderung wert: Technisch nie an ihren Grenzen, alles quasi „nebenbei“ meisternd, drang sie auch hier zum Kern der Musik vor. Tanzen am Klavier.

Das begeisterte Publikum wurde mit zwei Zugaben belohnt – zum Schluss Schumanns „Träumerei“ – wunderschön und abgeklärt gespielt. Wirklich zum Träumen, wie das ganze Konzert. Bleibt zu hoffen, dass Huijing Han bald wieder zu hören sein wird.