Hagen. Auf einem Fußballplatz schießen ein paar Kinder ihre Tore, die Eltern sitzen auf der Terrasse des Vereinshauses - und niemand regt sich auf, obwohl hinter dem Tor zwei junge Männer mit Spraydosen hocken und eine Wand besprühen.

Für gewöhnlich löst Christian Schaafs und Patrick Schmieds Leidenschaft Protest aus, wird ihre Kunst doch als Schmiererei und Sachbeschädigung abgestempelt. Dieses Projekt aber, bei dem Fußballmotive entstehen, ist eine Kooperation mit der Stadt und dem TSV Fichte Hagen.

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Das Problem mit Graffiti sind weniger die Motive: Weil Sprayern keine oder nur sehr wenige Freiflächen zur Verfügung stehen, bedienen sich vor allem Anfänger und junge Sprayer verbotener Flächen, was der Szene einen schlechten Ruf beschert.

Auch Schaaf, 33, musste vor 20 Jahren auf verbotenem Wege mit dem Graffitisprayen anfangen. Heute allerdings kommen für ihn nur noch legale Flächen und auch Leinwände in Frage - er hat den Wunsch, eine Kunstschule in Schwerte zu besuchen.

Kooperationen sollen nun helfen, gegen verbotene Sprühereien vorzugehen und legale Graffiti zu fördern. Die beiden Künstler verdanken es, neben ihrer langjährigen Erfahrung, vor allem der Kinder- und Jugendbeauftragten Gabi Schwanke, den Auftrag erhalten zu haben. Denn die Stadt hat die Suche nach legalen Flächen für Sprayer in die Hand genommen. Das erste Resultat ist das Projekt bei Fichte Hagen - Schulverschönerungen und möglicherweise Bilder an Gebäuden der Deutschen Bahn werden folgen. Ein Workshop mit Graffitisprayern, der von Montag, 29. September, bis Mittwoch, 1. Oktober, in den Elbershallen für 2,50 Euro Teilnahmegebühr angeboten wird, gewährt Einblicke in die Geschichte und Theorie des Sprayens.

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„Wir wollen zeigen, dass wir sozial sind und keine Vandalen”, erklärt Schmied (29), der gerade sein Fachabitur nachholt, um Kunst und Sport zu studieren. Ein weiteres Projekt auf dem Weg zum positiven Imagewechsel findet am Samstag, 30. August, in der Hagener Fußgängerzone statt: Vor den Geschäften erstellen elf Künstler Graffiti auf Leinwänden, die in der Sparkasse ausgestellt und zugunsten des Vereins „Straßenkinder” versteigert werden.

Der Kommentar zum Text:

Sinnvoller Schritt mit zwei Effekten

Der Erklär-Bär beantwortet die Frage:

Was bedeuten die seltsamen Graffiti-Kritzeleien?