Haspe.. Rund um das Thema Einkaufen diskutierten Leser und Redakteure am Redaktionsmobil in der Hasper Fußgängerzone. Während die einen ein Ausbluten des Zentrum befürchten, begrüßen andere das Einzelhandelskonzept für das Brandt-Areal.
Der Kaufpark am Hasper Kreisel ist zu klein, der Aldi an der Vollbrinkstraße auf dem Rückzug, es fehlt an Parkplätzen und Fachgeschäften. So wirklich zufrieden mit der Einkaufssituation im klassischen Hasper Zentrum scheint niemand mehr zu sein. Diesen Eindruck vermittelten zumindest jene Bürger, die gestern Nachmittag am Redaktionsmobil dieser Zeitung am Kirmesbauer-Denkmal vorbeischauten. Jenem Ort, an dem zum Leidwesen zahlreichen Passanten bereits am helllichten Tage die Oettinger-Fraktion still ihre Bierflaschen kippt, ohne dass sich ein einziger Ordnungshüter blicken lässt.
Infrastruktur verschwindet
Sonja Eucker kann nicht nachvollziehen, dass man erst Seniorenwohnangebote rund um den Hüttenplatz etablierte und jetzt die Infrastruktur schleichend verschwinden lässt: „Die kurzen Wege wird es im Hasper Zentrum bald nicht mehr geben, wenn der Aldi verschwindet. Wo sollen denn die zahlreichen Menschen mit ihren Rollatoren in Zukunft einkaufen?“ Das neue Fachmarktzentrum auf der Brandt-Brache bleibe für diese Kunden unerreichbar. „Ich habe schon überlegt, einen Service-Dienst zu eröffnen und den alten Leuten ihre Einkäufe demnächst nach Hause zu bringen“, leitet Eucker aus dem Mangel eine Geschäftsidee ab.
„Gewachsener Stadtteil wird geopfert“
Deutliche Worte findet Jürgen Flüchter, seit 28 Jahren Betreiber der Altstadt-Apotheke am Fuße der Voerder Straße: „Hier wird ein gewachsener Stadtteil geopfert, weil die Politik das Projekt eines Investors auf der Brandt-Brache forciert“, kritisiert er massiv die Rolle von Bezirksbürgermeister Dietmar Thieser. Dass dessen Gattin als Architektin das Millionenprojekt Fachmarktzentrum begleite, habe nicht nur ein Geschmäckle, sondern grenze sogar an Vorteilsnahme im Amt. „Die Zahl der Leerstände entlang der Fußgängerzone wird erhöht“, warnt Flüchter und regt an, die Voerder Straße zumindest als Einbahnstraße mit Kurzzeitparkplätzen wieder für den Verkehr zu öffnen, um die Kunden aus dem EN-Kreis zurückzuholen.
Weite Wege beklagt auch Caspar-Heinrich Kottenhoff. Besonders für diejenigen, die aus dem Hasper Norden kommen. „Ich bin ja selber schlecht zu Fuß“, sagt der Rentner, „früher gab es noch die Post direkt am Kreisel. Die Poststelle ist jetzt verlegt. Dadurch ist sie für viele ältere Menschen nicht mehr so gut erreichbar.“
Trauer um Outlet-Idee
Hans-Dietrich Basse trauert derweil der Brandt-Outlet-Planung hinterher: „Dieses Konzept hätte sicherlich auch der Hasper Mitte gut getan.“ Pfarrer Jürgen Schäfer kritisiert derweil die mangelhafte Parkplatz-Situation: „Viele Menschen fahren gleich weiter nach Wehringhausen, wenn sie am Kreisel keinen Stellplatz finden.“ Er selbst vermisst die Fachgeschäfte: „Seit Engel weg ist, lockt mich nur noch die Vollkornbäckerei Niemand.“
Ähnlich erlebt es Inge Kilian: „Billigbäcker, Friseure, Spielhallen, Döner-Buden und Ein-Euro-Shops – dafür macht sich doch keiner auf den Weg“, fürchtet sie, dass sich der Abwärtstrend kaum noch umkehren lässt. Daher hofft Ulrike Preuschoff, dass sich auf der Brandt-Brache bald etwas tut: „Ein Vollsortimenter mit Parkplätzen direkt vor der Tür – was will man mehr. Und meine Kinder wünschen sich, dass sich ein Fitness-Studio ansiedelt.“
Endlich eine Perspektive
Auch Uli Schnell findet es gut, dass sich „für die Brandt-Brache eine Perspektive entwickelt. Das wurde auch höchste Zeit“, sagt der Mann, der sich für den Turnverein Friesen Haspe engagiert. Ins Hasper Zentrum geht er gern. „Ich bin im Grunde zufrieden. Es ist zwar schade, dass die beiden Buchhandlungen dicht gemacht haben, aber dafür kann ich im Schreibwarengeschäft bestellen. Innerhalb von zwei Tagen sind die Bücher da.“
Einwände von Kaufleuten aus dem Zentrum gegen die Ansiedlung von Einzelhandel auf dem Brandt-Gelände kann Manfred Helling nicht nachvollziehen. „Gucken Sie sich doch mal um“, argumentiert der Mann, der auf dem Quambusch wohnt, „vernünftige Läden finden Sie doch auch jetzt kaum noch. Da kann man doch nicht sagen, dass hier alles zusammenbricht, wenn sich in Westerbauer Einzelhandel ansiedelt. In Gevelsberg oder Ennepetal hätte man ein solches Vorhaben längst umgesetzt.“ Ähnlich sieht das auch Gertrud Heßmann. „An den Erfolg des Torhauses glaube ich nicht“, sagt sie. „Angeblich soll es ja das Hasper Zentrum beleben – ich denke, das funktioniert nicht. Hier ist schon jetzt insbesondere am späten Nachmittag und am frühen Abend so wenig los, dass sich ältere Menschen gar nicht mehr auf die Straße trauen.“