Lutherkirche. Wer heute als Bürger der Stadt oder als Christ des Kirchenkreises Hagen vor der Lutherkirche steht, ist erschüttert. Der Putz fällt von den Wänden, die Buntglasfenster fallen aus der Fassung und werden mit Spanplatten verdeckt. Mit Feuchtigkeit und Schimmel in den Wänden wird dieser geschichtsträchtige Kirchenbau von der evangelischen Kirche dem Verfall preisgegeben. Dabei ist die Lutherkirche nicht irgendeine Kirche . Am 21. März 1889 wurde sie als zweitälteste ev. Kirche der Stadt Hagen eingeweiht.

Nach der Zerstörung durch den Bombenangriff vom 15. März 1945 folgte der Wiederaufbau durch Prof. Gerhard Langmaack, einem der bedeutendsten Kirchenarchitekten nach dem 2. Weltkrieg. Die Lutherkirche wurde Symbol für einen zukunftsweisenden Kirchenbau und zu einem städtebaulichen Impuls für Hagen.

Die Lutherkirche verfügt über bedeutende Glasfenster im Chor, welche flammenfarbig den Chorraum überstrahlen und das Pfingstwunder erlebbar machen. Die Ott-Orgel in der Seitenempore ist einzigartig. Es ist auch die Kirche von Pfarrer Kurt Rehling, dem späteren Superintendanten, der im Dritten Reich die Speerspitze der Bekennenden Kirche in Hagen verkörperte. Er verhinderte, dass jemals einer der sogenannten Deutschen Christen die Kanzlei der Lutherkirche betrat. Rehling wurde wegen seiner mutigen Haltung mehrmals von der Gestapo verhaftet und verhört.

Bis heute gibt es von Seiten der Kirche keinerlei Vorstellungen, was mit der Lutherkirche passieren soll. Mit einer Planung zur Umnutzung ist die Stadtkirchengemeinde überfordert. Hier sind Kirchenkreis und Landeskirche gefordert. Die ev. Kirche kann sich nicht der Verantwortung entziehen, indem sie diesen bedeutenden Kirchenbau einfach verfallen lässt. Der Architektur- und Ingenieurverein (AIV) Mark-Sauerland gab vor zwei Jahren Anstöße für eine konkrete Nutzung. Ein „Haus der Kulturen“ oder eine sozio-kulturelle Begegnungsstätte wurden genannt. Eine solche Nutzung könnte auch das schwierige soziale Umfeld in Bahnhofsnähe verbessern. Bedauerlich kam es nicht zu einer Zusammenarbeit zwischen Kirche und Diakonie, die für drei Kirchenkreise ein opulentes Gebäude auf dem Grundstück des Pfarrhauses eben dieser Lutherkirche baute. Eine Umnutzung der Kirche als soziale Begegnungsstätte der Diakonie hätte möglich sein müssen. Eine verpasste Chance!.