Breckerfeld. . In der katholischen St.-Jakobus-Kirche soll Gemeinschaft erlebbar werden. Deshalb hat die Gemeinde die Kirchenbänke an die Wände gerückt. An diesem Wochenende feiern die Gläubigen die Heilige Messen zum zweiten Mal mit ungewöhnlicher Sitzordnung.

Die katholische St.-Jakobus-Gemeinde hat das Rotationsprinzip eingeführt. Nicht auf der Kanzel. Aber diejenigen, die sonst von selbiger predigen, kommen samstagabends und sonntagmorgens ins Rotieren. Zumindest, wenn sie denen, die ihren Worten in der Heiligen Messe lauschen wollen, in die Augen schauen. Denn die Gläubigen in der St.-Jakobus-Kirche sitzen nicht mehr in Reih und Glied. Sie sitzen im Kreis.

Dahinter steckt eine Idee, die ihren Ursprung in einem neuen Zukunftsbild im Bistum Essen hat. „Kirche als Raum und Kirche als Gemeinschaft haben miteinander zu tun“, sagt Pastor Claus Optenhöfel, „die Frage ist: Wie können wir das abbilden, was wir fühlen. Die neue Sitzordnung macht Gemeinschaft erlebbar. Die Menschen gucken sich nicht auf den Rücken, sie gucken einander ins Gesicht.“

Beides ist gleichrangig

Die zwei Tische der Kirche – der Altar und der Ambo, der Tisch des Brotes und des Wortes – sollen im neu gestalteten Innenraum als eigene Orte wahrgenommen werden. Ganz im Sinne des zweiten Vatikanischen Konzils. „Das Brot ist nicht wichtiger als das Wort“, sagt Optenhöfel, „beides ist gleichrangig.“

In die Mitte des Raumes hat die Gemeinde das Taufbecken gerückt. „Ganz bewusst“, wie Claus Optenhöfel sagt. „Weil wir getauft sind, kommen wir her. Das ist das Entscheidende am Christ-Sein.“

Kirche genau angeschaut

Am Anfang stand die Idee. Dann folgte die Diskussion. „Mit dem Gemeinderat haben wir uns die Kirche genau angeschaut“, erzählt die Vorsitzende Ariane Vedder, „dann haben wir den Raum vermessen.

Für uns war klar: Es soll so viel wie möglich raus. Und die Bänke kommen an den Rand. Und obwohl es einige gab, die den Sinn der Aktion angezweifelt haben, haben doch alle mitangepackt. Schon beim Umräumen waren wir von der neuen Akustik und den neue Blickwinkeln, die sich ergeben haben, fasziniert.“

Resonanz sehr positiv

Am letzten Wochenende war die Premiere. „Einigen stand die Überraschung ins Gesicht geschrieben. Aber sie haben sich darauf eingelassen“, so Gemeindereferentin Barbara Wilk, „im Grunde war die Resonanz sehr positiv. Viele Ältere haben erklärt, sie hätten so gut gehört wie lange nicht. Und das ist sonst ein echtes Problem.“

Einiges ist anders: Wer zu spät zur Messe kommt, der steht sofort im Fokus. Sich still und leise in die hinteren Reihen zu verdrücken – das funktioniert nicht mehr. Es gibt nur noch erste Reihen. Mit einer Ausnahme. Damit diejenigen, die bei der Eucharistie knien möchten, auch die Möglichkeit dazu haben. „Man kann sich aber auch einfach hinstellen“, sagt Optenhöfel.

Neuer Raum scheint riesig

Möglichkeiten, neues zu entdecken gibt es reichlich. „Unsere Kirche ist zwar gar nicht so groß“, sagt Optenhöfel, „aber der neue Raum erscheint doch riesig.“ Perspektiven und Blickwinkel, die sich von den unterschiedlichen Sitzplätzen ergeben, sind völlig neu. „Wir sind gespannt, welche Plätze zu den beliebtesten werden“, sagt Barbara Wilk.

Der neue Raum – er ist ein Provisorium, ein Experiment. Eines, das ganz bewusst in die Fastenzeit gelegt wurde. „Da geht es ja ganz darum, sich neu zu sortieren“, sagt Claus Optenhöfel.

Experiment dauert an

Wie lange das provisorische Experiment andauert? Das wissen Optenhöfel und sein Team noch nicht. „Wir werden nach einer Zeit die Besucher fragen, wie ihnen die neue Ordnung gefällt und dann entscheiden“, sagt Optenhöfel.

Es könne Ostern vergehen, vielleicht der Tag der Kommunion an Christi Himmelfahrt, vielleicht sogar Pfingsten. „Der große Akt war es, die neue Sitzordnung zunächst mal umzusetzen. Und das hat zunächst geklappt.“