Hagen. . Seitdem es sie gibt, gewinnt die Gruppe „Hagen – eine Stadt steht auf“ mehr und mehr an Bedeutung. Jetzt plant die Facebook-Initiative, die Diskussion aus dem sozialen Netzwerk in der realen Welt fortzusetzen. Sie plant eine Konferenz.

Lockeres Senf-dazu-geben bei einer Tasse Kaffee in der Mittagspause? Internet-Gockelei von Menschen, die den Mut und die Langatmigkeit nicht haben, sich der realen politischen Diskussion zu stellen? Oder doch ein neuer, ernstzunehmender politischer Raum? Ein Fernuni-Professor riet der Facebook-Gruppe „Hagen – eine Stadt steht auf“ sofort dazu, eine Bürgerinitiative zu gründen. Die heimische SPD nahm eines von etlichen Postings in der Gruppe zum Anlass, der Verfasserin eine Unterlassungsklage ins Haus flattern zu lassen. Und die Idee, dass der ehemalige Feuerwehrchef Horst Wisotzki genug Reputation haben könnte, OB-Kandidat zu werden, soll laut den Administratoren hier herangereift sein. Politische Bedeutungslosigkeit sieht anders aus. Ein Zwischenfazit.

Anfang Oktober 2013 hatte unsere Zeitung über den Ableger der rund 20 000 Personen großen Facebook-Gruppe „Du bist Hagener, wenn ...“ berichtet. Ein Ableger, der lokale Intelligenz bündeln und sich Gehör verschaffen wollte. Was bislang gelungen ist. „Ich hätte nicht gedacht, dass man uns so viel Bedeutung zumisst“, sagt Kathy Sommer-Bergenthal, eine der Administratoren, und meint damit die Unterlassungserklärung der SPD gegen das langjährige Mitglied Hannelore Stückradt, die in dem Forum geschrieben hatte, dass OB-Kandidat Horst Wisotzki parteiintern eigentlich nicht die erste Wahl gewesen sei, sondern Jörg Meier.

Verhältnismäßigkeit stimmt nicht

„Ehrlich gesagt, hätte ich erwartet, dass man uns Administratoren mal anschreibt.“ Was Stückradt dort niedergeschrieben habe, hätten schon 100 andere Leute in anderen Foren diskutiert und spekuliert. „Die Verhältnismäßigkeit stimmt einfach nicht. Darum geht es.“ Nach unserer ersten Berichterstattung im Herbst hatte die Gruppe das Gespräch mit Fernuni-Professor und Politikwissenschaftler Lars Holtmeyer gesucht. „Er riet uns, eine Bürgerinitiative zu gründen“, sagt Sommer-Bergenthal. Das Potenzial dazu sei absolut vorhanden. Doch zum einen, so die Administratoren, sei mit Hagen-Aktiv bereits eine etablierte Initiative in der Parteienlandschaft verankert, zum anderen wolle man an der Volme keine Weimarer Verhältnisse schaffen.

Sie verfolgen ein Credo: Überparteilichkeit. „Das hier soll nicht ,Einer gegen andere’, sondern ,alle für eine Stadt’ sein. Und deshalb werden Politiker – noch nicht mal, wenn sie Mitgliedern dieser Gruppe Unterlassungserklärungen zukommen lassen – auch nicht aus der Diskussion entfernt. Aber wir werden höllisch aufpassen, dass wir vor der Wahl nicht von Politikern missbraucht werden“, so Sommer-Bergenthal. Ob das in gewisser Weise nicht schon gesehen ist? Die Diskussionsfreudigkeit hat durch die Unterlassungserklärung der SPD scheinbar gelitten.

Wahlprüfsteine für die Kandidaten

Sie haben Wahlprüfsteine entworfen. Fragen, die sie den OB-Kandidaten vor der Wahl zukommen lassen wollen. Einer von denen ist auch OB-Kandidat Horst Wisotzki (SPD). „Diese Personalie kommt aus dem Netz“, sagt Sommer-Bergenthal. Die Idee, Wisotzki auf den Schild zu heben, sei im Internet herangereift. Als die SPD-Führung die Reaktionen darauf wahrgenommen habe, soll sich die Sache erst konkretisiert haben.

Über eine Dynamik wundern sie sich in der Gruppe. „Wenn Probleme oder ganz konkrete Umstände, zum Beispiel die Situation des Einzelhandels in der City diskutiert werden, dann ist die Beteiligung lokaler Politiker sehr gering“, sagt Sommer-Bergenthal, „aber sobald jemand mal den Hauch einer Kritik an den Parteien äußert, geht es rund. Dann legen die Politiker los.“

Eine große Hagen-Konferenz in der Stadthalle ist aktuell angedacht. Möglichst viele Mitglieder der rund 1000 Personen großen Gruppe sollen teilnehmen. Ohne Parteigrenzen in den Köpfen. Für diese Stadt.