Hohenlimburg.

Er schien fast in Vergessenheit geraten zu sein. Der Märchenwald war nach dem Orkan Kyrill im Jahr 2007 zerstört worden. Der Hohenlimburger Dieter Füssmann (61) kaufte das rund 4 000 Quadratmeter große Areal im Jahr 2008 und setzt es seither in Kooperation mit dem „Haus Hohenlimburg“, einer Einrichtung für psychisch erkrankte Kinder und Jugendliche, wieder in Stand. Im Gespräch mit dieser Zeitung äußerten sich Dieter Füssmann und Manuela Reimann-Merse (39, Haus Hohenlimburg) zum aktuellen Stand der Bauarbeiten und gaben Einblick in ihre Visionen.

Frage: Lange hat man nichts mehr vom Märchenwald gehört. Wie laufen die Restaurationsarbeiten?

Dieter Füssmann: Es läuft gut. Vieles kann sich inzwischen sehen lassen. Die Kinder und Jugendlichen vom Haus Hohenlimburg arbeiten hier in Zusammenarbeit mit ihren Betreuern und leisten wunderbare Arbeit.

Manuela Reimann-Merse: Unsere Kinder gehen mit viel Engagement an dieses Großprojekt. Jedes Mal wenn sie hier sind, werden Tagesziele vereinbart, die dann umgesetzt werden und letztlich zum Erfolg dieses Projektes führen sollen.

Was genau ist bislang geschehen?

Manuela Reimann-Merse: Viele der 25 Häuschen sind restauriert worden. Sie haben einen neuen Anstrich bekommen, die Dächer wurden abgedichtet und man hat sie teilweise entkernt. Auch die Wege wurden zumindest provisorisch in Stand gesetzt. Blumenbeete wurden angelegt. Für die Jugendlichen ist der Märchenwald nicht nur Arbeit. Sie haben unter anderem auch eine Bocciabahn und einen kleinen Grillplatz gebaut. Ein Wohnwagen, den uns Herr Füssmann zur Verfügung gestellt hat, wurde von den Kindern angemalt und bewohnbar gemacht. Gemeinsam mit einem Betreuer können nun rund vier Kinder im Märchenwald schlafen. In jedem Fall sollen die Häuser wieder mit Märchenfiguren besetzt werden. Die Jugendlichen beschäftigen sich intensiv mit den literarischen Vorlagen und versuchen diese dann umzusetzen.

Als der Märchenwald zerstört wurde, zeigten sich viele Hohenlimburger betroffen. Wird der Märchenwald der Öffentlichkeit wieder zugänglich gemacht?

Dieter Füssmann: Ich glaube nicht, dass es so sein wird wie früher. Die Auflagen der Stadt sind sehr hoch. Sicherheit spielt eine wichtige Rolle. Alleine das korrekte Anlegen und Betreiben von Fußwegen ist von zahlreichen Schwierigkeiten geprägt. Wir haben jedoch viele Ideen. Sofern die Möglichkeit besteht vom Ordnungsamt eine Genehmigung zu bekommen, würden wir verschiedene Projekttage anbieten.

So könnte man den Märchenwald an speziellen Tagen öffnen. Wie etwa für eine Ostereiersuche oder eine Weihnachtsveranstaltung. Allerdings muss Sicherheit gewährleistet sein, und dazu benötigen wir eine offizielle Genehmigung. Ich bin schon oft angesprochen worden, ob und wann wir öffnen. Wir haben dies auch vor, können aber noch nicht sagen, in welchem Umfang dies möglich sein wird.

Wird es ausschließlich Märchenhäuser geben oder dürfen sich künftige Besucher auf Überraschungen freuen?

Manuela Reimann-Merse: Geplant ist unter anderem ein BVB-Haus. wir stehen in Kontakt mit Borussia Dortmund und warten nun ab, inwiefern wir dort Unterstützung erhalten können. Auch Halloween-Projekte sind denkbar. Wir werden auch eine Märchenbibliothek einrichten. Dort können Märchen vorgelesen werden.

Ist ein Märchenwald noch zeitgemäß?

Dieter Füssmann: So wie er existiert hat, ist er aus meiner Sicht nicht mehr zeitgemäß. Damit ein solcher Märchenwald rentabel wäre, müsste man mit regelmäßigen Events locken. Auch die Kombination mit einer neuen Gastronomie war angedacht. Allerdings haben wir uns von diesem Gedanken getrennt.

Wann wird der Märchenwald fertiggestellt?

Dieter Füssmann: So hart es zunächst klingt. Aber ich glaube, dass der Märchenwald nie vollständig fertig sein wird. Das ist aber nicht negativ. Denn es gibt immer etwas zu tun und man kann immer etwas verändern. So haben wir auch die Gewissheit, dass dieses Projekt fortbestehen kann. Wenn die Häuser und Wege fertiggestellt sind, muss das Erreichte auch erhalten werden. Ich kann daher nicht sagen, ob wir in ein, zwei oder drei Jahren bereit sind den Märchenwald zu öffnen. Die Jugendlichen benötigen Zeit für ihre Arbeit. Viele verwirklichen sich selbst in den Projekten und sind keine Experten. Daher musste auch ich mich daran gewöhnen, dass viel Zeit vergehen wird, ehe es einen „Fertigstellungstermin“ geben wird. Das ist aber okay. Denn was hier geschieht, ist absolut wunderbar.

Manuela Reimann-Merse: Wir haben viele Anfragen von anderen, ähnlich arbeitenden Einrichtungen, die gerne ihre Jugendlichen zu uns schicken würden, damit sie sich an diesem Projekt beteiligen können. Wir haben also viele Möglichkeiten den Märchenwald zu nutzen.