Hohenlimburg/Reykjavík. .
Hans Kretzschmar hat im Mai des vergangenen Jahres sein Abitur gebaut. Jetzt geht er wieder in den Kindergarten. Und das nicht einmal in Deutschland. Sondern 2222 Kilometer weiter nördlich. In der isländischen Hauptstadt Reykjavík. Dort leistet der 18-jährige Hohenlimburger seit August des vergangenen Jahres den internationalen Jugendfreiwilligendienst (IJFD).
Ein Selbstfindungsprozess?
Aber wie kam er dazu, diesen Dienst anzutreten? Und dann auch noch in Island? „Ich hatte keine Ahnung, was ich nach dem Abitur machen wollte. Ich habe noch viel Zeit und will mit mir im Klaren sein, was ich später machen möchte“, erklärt der dynamische Abiturient seine Entscheidung und ergänzt: „Außerdem wusste ich nicht viel über Island, das fand ich sehr interessant!“
In Island arbeitet er im Kindergarten Ársól Leikskoli. Hier kümmert er sich um Kinder im Alter zwischen zehn Monaten und zwei Jahren. Er muss die Windeln wechseln, die Kinder füttern, sie nach ihrem Mittagsschlaf wecken und sie anschließend betreuen.
Ein bisschen isländisch kann er nach sechs Monaten sprechen. Das ist auch wichtig, denn mit den Kindern redet er nur in der Landessprache. Mit seinen Kolleginnen kommuniziert er dafür in englischer Sprache. „Natürlich hatte ich erst ein bisschen Heimweh, aber ich bin sehr froh, hier zu sein. Das war die richtige Entscheidung“, erzählt er.
In Reykjavík wohnt er in einer Wohngemeinschaft mit sieben anderen jungen Menschen, die aus „aller Welt“ kommen. „In der WG habe ich gelernt, selbstständiger zu sein“, berichtet er. „Ich muss jetzt meine Kleidung selber waschen und auch selber einkaufen, das kann schon ziemlich stressen.“
Mit den Ansprechpartnern vor Ort kommt er gut zurecht: „Hier gibt es einen persönlichen Kontakt mit den Betreuern, wir sind auch gut befreundet. Sie haben uns WG-Bewohnern sehr geholfen, uns in die Gesellschaft einzufinden“, erzählt er. „Hier bin ich wirklich sehr zufrieden, es macht viel Spaß.“
Vorbereitungsseminar in Katlenburg
Bevor er die weite Reise nach Island allerdings antreten konnte, musste er erst einmal für zehn Tage ein Seminar in Katlenburg bei Göttingen besuchen. Hier wurde er über seine Arbeit informiert, was auf ihn zukommen wird und welche Rechte und Pflichten er hat. Auch dort hat er viele neue Leute kennengelernt, denn Erwachsene aus ganz Deutschland kamen dafür angereist. Zu vielen Teilnehmern hat er auch jetzt noch Kontakt: „Wir tauschen uns über unsere Erfahrungen aus. Jeder macht ja unterschiedliche Dinge.“
Für ihn lohnt sich das Auslandsjahr auf jeden Fall: „Es macht Spaß, und ich bin eigenständiger geworden, das ist schon ziemlich top!“
Der junge Hohenlimburger zieht schon während seines Freiwilligendienstes ein positives Fazit: „Man sollte auf jeden Fall überlegen, so etwas nach dem Abitur zu machen. Das lohnt sich!“