Hagen..

Das Ergebnis war deutlich, die Atmosphäre herzlich: Mit 24 von 26 Stimmen (bei zwei Enthaltungen) hat eine Grünen-Wahlversammlung Erik O. Schulz zum Oberbürgermeister-Kandidaten gekürt.

Doch was an dem Abend im grünen Parteibüro an der Goldbergstraße auch zu spüren war: Der Kandidat betont die (neue) Parteilosigkeit, versucht aber gleichzeitig, Sympathiepunkte bei den Grünen zu erlangen. Und die Grünen selbst unterstützen tatsächlich geschlossen Erik Schulz, den sie gemeinsam mit CDU, FDP und Bürgern für Hagen aufs Schild gehoben haben. Doch es sind auch die ersten Bedenken erkennbar, ob das grüne Profil bei der Fokussierung auf den OB-Wahlkampf leiden könnte.

Schulz, bis vor wenigen Tagen noch SPD-Mitglied, machte deutlich, dass er „nicht täglich grüne Positionen“ vertreten werde. Aber er ermunterte die grüne Basis gleich mehrfach, dass sie ihm sowohl im Wahlkampf als auch in einer mögliche OB-Amtszeit Hinweise geben dürfe, wenn grüne Themen zu kurz kommen.

Sportstättennutzungsgebühr möglich

Schulz betonte, dass er kein eigenes politisches Programm auflegen werde, in dem dann alle Positionen der ihn unterstützenden Parteien unter ein Hut gebracht würden: „Es gibt kein umfängliches Parteiprogramm Schulz.“ Das bedeute aber nicht, dass er ein rein technokratischer OB werden wolle, sondern ein politischer. Dass die aktive Arbeitsmarktpolitik – schon aufgrund seiner bisherigen Tätigkeit als Geschäftsführer der Agentur Mark – ein Schwerpunkt sein soll, gefiel den Grünen augenscheinlich. Und auch dass er Zukunftsforen, die der derzeitige OB Dehm eingeführt hatte, wiederbeleben will.

Erik O. Schulz bei der Wahlversammlung.
Erik O. Schulz bei der Wahlversammlung. © WP | WP

Schulz machte an zwei Punkten deutlich, dass er auch unpopuläre Positionen nicht scheuen will. So kann er sich vorstellen, dass die Eintrittspreise im Theater steigen könnten, um die Sparvorgaben zu erfüllen. Jedenfalls für Menschen, die, wie er als Geschäftsführer, gut verdienen. Und auch eine Sportstättennutzungsgebühr lehnt er nicht generell ab: „Es gibt keinen erkennbaren Grund, warum sich Sportstättennutzer nicht an den Kosten für Energie beteiligen sollen. Wir brauchen aber ein differenziertes Modell.“

Viele Fragen der grünen Mitglieder

Es gab viele Fragen der grünen Mitglieder. Etwa, ob Schulz denn weiter sein Netzwerk bis in die Spitze der Landesregierung aufrecht erhalten könne, nachdem er die SPD verlassen habe – Schulz ist sich sicher, dass dies auch weiter funktionieren wird. Die grüne Spitzenkandidatin für den Rat, Barbara Richter, fragte aber auch: „Hast Du irgendwelche Leichen im Keller?“ Schulz konterte gelassen: „Da habe ich tatsächlich auch selbst drüber nachgedacht. Aber ich bin selbst auf nichts gekommen.“

Ein paar symbolische Annäherungen an die Grünen hatte Schulz aber auch parat. So betonte er, dass er in den 80-er Jahre in der Beratung für Kriegsdienstverweigerer aktiv gewesen sei. Und in der Frauenförderung innerhalb des Rathauses.