Hagen. . Menschen mit Migrationshintergrund bekommen oftmals trotz hoher Leerstandsquoten in Hagen keine Wohnung. Die Erfahrung musste nun auch Özgür Irmak machen. Ihm wurde nach gut verlaufenen Verhandlungen eine Wohnung verwehrt, weil er einen türkischen Namen hat. Die Vermieterin äußert sich dazu nicht.

Es geht ihm nicht um „ihr Deutschen“ und „wir Türken“. Özgür Irmak geht es vor allem um die Frage, wie lange Menschen in dieser Stadt noch in den Kategorien „Fremd“ und „Einheimisch“ denken werden.

Irmak versucht aktuell, für sich, seine Frau und seine beiden Kinder eine größere Wohnung zu finden und rennt dabei vor Denkmauern, die er eigentlich längst eingerissen wähnte. „Ich bin doch Deutscher“, sagt er, „und vor allem bin ich Hagener. Ich lebe gern in unserer Stadt.“

Denkmauern in den Köpfen

Menschen mit Migrationshintergrund, so sieht es auch der Immobilienverband, stehen trotz hohen Wohnungsleerstandes in Hagen noch viel zu oft vor dem Problem, keine Wohnung zu bekommen.

Özgür Irmak ist ein gutes Beispiel dafür, wie sich die mittlerweile dritte und vierte Generation der einstigen türkischen Einwanderer in Hagen integriert hat. Er spricht hervorragend Deutsch, hat Abitur am Fichte-Gymnasium gemacht, arbeitet mittlerweile für die Telekom und ist Vater zweier Kinder. Zu sagen, er wäre in Hagen angekommen, wäre schlichtweg falsch. Er war immer hier, wird immer hier bleiben. Hier gehört er hin. „Ich trage wohl nur einen falschen Namen.“

Ablehnung trotz gutem Gespräch

In der Niedernhofstraße leben die Irmaks aktuell. Allerdings ist die Wohnung für vier Personen mittlerweile zu klein geworden. Irmaks Tochter wird bald eine Grundschule in Eckesey besuchen, sein Sohn den städtischen Kindergarten dort. „Meine Eltern wohnen zudem in Eckesey und ich möchte gern in ihre Nähe ziehen, weil das im Alltag praktischer ist.“

Er hat bereits einige Versuche, eine Wohnung zu finden, hinter sich. Der letzte Versuch allerdings hat ihn besonders geärgert. „Dass es viele Vermieter gibt, die nicht an ausländische Mitbürger vermieten wollen, konnte ich mir ja vorstellen. Aber dass es – speziell in Eckesey – nach einem guten Gespräch plötzlich eine Ablehnung gibt, als ich erwähne, dass ich türkische Wurzeln habe, ärgert mich.“

Vorgaben, die Ausländer ausschließen

Dabei geht es ihm zwar auch um das Thema Diskriminierung, „aber viel mehr frage ich mich, wie viel Zeit noch vergehen muss, damit diese Unterschiede endlich keine mehr sind? Vor allem in Hagen, wo es seit so vielen Jahrzehnten viele unterschiedliche Nationalitäten nebeneinander gibt..“

Die Vermieterin, die kurz davor war, an Irmak zu vermieten, ihm die Wohnung aber kurz vor dem Handschlag wegen seiner Herkunft verwehrte, stand für uns nicht zu einem Gespräch bereit. Ein Makler ließ aber verlauten, dass es sehr wohl klare Vorgaben von Vermietern gibt, die oftmals auch Ausländer ausschließen.

So viele Ausländer leben in Hagen

Laut der aktuellsten Statistik waren zum 31.12.2012 13,8 Prozent der Hagener Bevölkerung Ausländer.

Der Anteil der Bevölkerung mit Migrationshintergrund (Ausländer oder ausländische Wurzeln)
betrug 37,3 Prozent.

Özgür Irmak: „Ich weiß, dass ein Vermieter grundsätzlich das Recht hat, sich für den geeignetsten Kandidaten zu entscheiden. Wenn es aber keine anderen Kandidaten gibt und ich lange Zeit für gut befunden werde, dann verstößt es für mich gegen den Gleichheitsgrundsatz, wenn ich die Wohnung wegen meiner Herkunft letztlich nicht bekomme.“

Großer Leerstand in Hagen

Der Immobilienverband (siehe beistehendes Interview mit Vorstandsmitglied Klaus Spieker) sieht in Hagen zwei Problematiken. Zum einen würden zu den Leerständen meist unrenovierte Wohnungen mit einer mittlerweile unzeitgemäßen Raumaufteilung gehören. „Die Ansprüche sind höher geworden“, sagt Spieker. Ein zweites Bad gehöre heute fast zum Standard.

Und: Ausländische, häufig kinderreichere Familien bräuchten ohnehin größeren Wohnraum und hätten noch dazu – wegen der Bedenken vieler Vermieter – das Problem, überhaupt eine Wohnung zu bekommen.