Hagen. Er macht schon so lange Musik, aber mit dieser Chance hätte er niemals gerechnet. Guido Westermann hat bei der WDR-Aktion „Westfälisch Jeck“ gewonnen und hat einen Karnevalssong mit Chris Andrews produziert. Am Rosenmontag werden sie ihn live in Köln präsentieren.
Ein bisschen ist das so, als wenn man beim Einkaufen samstagmorgens mal schnell noch einen Lottoschein abgibt. Ist irgendwie spannend darüber nachzudenken, was daraus werden könnte. Und wenn nichts dabei herauskommt, hat es Spaß gemacht, mal rumzufantasieren. Guido Westermann spielt kein Lotto. Er macht Musik. Dass der Weltstar Chris Andrews („Pretty Belinda“) einen Song mit ihm produziert hat und das Werk live an Rosenmontag in Köln mit ihm singen wird, ist trotzdem schon sowas wie ein Sechser im Lotto für den 41-Jährigen. Ob einer mit Zusatzzahl daraus wird? Eigentlich ist das egal.
„Da hat das rote Pferd sich einfach umgekehrt und hat mit seinem Schwanz die Fliege abgewehrt. Die Fliege war nicht dumm, sie machte sumsumsum und flog mit viel Gebrumm ums rote Pferd herum.“ Lassen Sie diese tausendfach gespielten Zeilen mal auf sich wirken und stellen Sie sich vor, den dazugehörigen Song von Markus Becker würde es noch nicht geben. Hätten Sie dem Werk zugetraut, ein bundesweiter Karnevalsknaller zu werden?
Keine musikalische Eintagsfliege
Vom roten Pferd zu Guido Westermann. Der 41-jährige Hagener ist keine musikalische Eintagsfliege. Seit rund 25 Jahren ist er im Musikgeschäft aktiv. Mit der „Fabulous music factory“ tourt er durch ganz Deutschland. Sie covern große Welterfolge und lassen deren Interpreten in knalligen Kostümen auf der Bühne wieder auferstehen. Westermann wird dort zu Elvis. Oder Tom Jones. Er kann auch AC/DC. Solo ist der Hagener auch unterwegs. So wie andere am Wochenende kicken gehen, holt Westermann sich seinen Kick auf den Bühnen der Republik. „Ich habe dieses Kribbeln seit meiner Jugend gebraucht“, sagt der Mann, der im Druckzentrum in Bathey arbeitet.
Vor vier Jahren sei er in den Hagener Karneval reingerutscht, sagt Westermann. Im vergangenen Jahr schrieb er den in der ganzen Stadt beliebten Ohrwurm „Sagenhaft, weil das nur Hagen schafft.“ Und jetzt sein Sieg bei der Aktion „Westfälisch Jeck“ der WDR-Lokalzeit. Der Regionalsender suchte zu Beginn der Karnevalssession Frohnaturen und Musiker, die dabei helfen wollten, einen ganz eigenen westfälischen Karnevals-Hit zu produzieren. „Am Ende der Aktion habe ich mich hauchdünn gegen die anderen Kandidaten durchgesetzt.“ Die anderen, das waren „Wolfgang und Peter“ aus Selm, die zwar leicht mehr Klicks als der Hagener Kandidat erhielten, aber nicht die Stimmen der Jury. Die gingen an Guido Westermann, der den Wettbewerb somit gewann.
Der Beginn einer großen Karriere?
Sein Preis: eine Song-Produktion mit Chris Andrews. Der britische Popsänger und Komponist, der in Selm lebt, hat weltweit etliche Millionen Platten verkauft. „Das ist ein Riesending. Dass ich mal irgendwann mit so einem Mann zusammenarbeiten würde, hätte ich niemals gedacht.“ Das Rezept zu dem westfälischen Hit: Westermann liefert den Text, Andrews die Musik.
„Da sitzt du plötzlich im Tonstudio daheim bei Chris Andrews und nimmst einen Song mit ihm auf.“ Andrews habe ihm Talent bestätigt, sagt Westermann. In der Show „WDR Arkaden“ werden beide das entstandene Werk „Die Nacht ist da zum Feiern“ präsentieren.
Ist das der Beginn einer großen Karriere? Hat der Song Hit-Format? „Darüber denke ich gar nicht nach“, sagt Westermann, „wenn so etwas passiert, passiert es.“ Er genießt die Drehtage mit Chris Andrews. Der WDR sendet im Vorfeld der großen Rosenmontagsshow kleine Promotion-Filme mit den beiden Künstlern. Und vielleicht wird Westermanns Song ja zum roten Pferd. Hätte ja auch niemand geglaubt, dass dieses Werk mal die Diskotheken zum Beben bringen würde. Vielleicht wird aus Westermanns Sechser doch noch einer mit Zusatzzahl. Und wenn nicht? „Dann hat es einfach Spaß gemacht.“