Was hinter den Front-Fassaden Wehringhausens passiert, konnte man als Besucher am Sonntag wenigstens teilweise enthüllen und entdecken. Durch die Initiative zahlreicher Wehringhauser Hobby-Gärtner öffneten die bunten Hinterhöfe und außergewöhnlichen Gärten des Stadtteils ihre Pforten.

Tag der offenen Hinterhöfe in Wehringhausen. WP-Foto: Florian Hückelheim
Tag der offenen Hinterhöfe in Wehringhausen. WP-Foto: Florian Hückelheim © WP

Das normalerweise nicht als besonders „grün” zu bezeichnende Viertel stimmte wie in den Vorjahren wieder die Wahrnehmung vieler Besucher um.Das rot gestrichene Backsteinhaus des Erzählcafés war Startpunkt und gleichzeitig der erste Höhepunkt der Führung. Gemütlich sah es aus. Inmitten von üppigen Büschen und Hecken, die von den ehrenamtlichen Helfern des Cafés herausgeputzt wurden, gesellten sich einige Naturliebhaber zueinander, um Wehringhausen einmal anders zu sehen. Der Sonntagsspaziergang führte die viel fotografierende Truppe zunächst in die Sternstraße, in den Garten von Sarah Stenzel. Auf einem Schild war das Wort „Balkonien” mit einem roten Balken durchgestrichen. Tatsächlich konnte man den Hinterhofgarten nicht mit üblicher Balkonbepflanzung vergleichen. Stenzels Traumgarten glich eher einer wilden Oase zwischen den Stein- und Betonwänden der umliegenden Altbauten. „Es ist romantisch”, schwärmte die Besucherin Barbara Immer. Und vor allem war es auch wild und bequem - wegen des Asphaltbodens waren die Pflanzen in Kübeln untergebracht, standen aber so eng beieinander, dass dies gar nicht auffiel. Unter dem kleinen Pavillon kann man sicher seine Ruhe finden. „Der Mensch hat doch das Bedürfnis, sich zurückzuziehen, und das geht einfach mit einem glatten Rasen nicht”, fand Barbara Immer. Doch die Führung bot noch mehr: Historische Fakten und interessante Geschichten wurden ausgepackt, während die Besucher den Kontrast zu den schönen Gärten auf dem großen Stadtteilfriedhof suchten und am Wilhelmsplatz rasteten. Um nicht viel Zeit zu verlieren, redeten anschließend alle auf der Strecke zum nächsten Punkt auf der Karte.Etwa auf der Hälfte des Weges lernte man auch Edelgard Völker kennen. Seit drei Jahren wohnt sie schon in der Bismarckstraße und präsentierte nun „ihr Reich” den Gästen. Auf der Terrasse sitzend, fühlte sich jeder wie im Urlaub: Es gab karibische Dekorationen, zahlreiche Bilder und die unterschiedlichsten Blumenampeln zu entdecken. Bunte Perlenvorhänge und eine Fototapete von einem Sonnenuntergang am Strand komplettierten das wunderbare Bild. „Hier ist es farbenfroh und ausgefallen. Das gefällt mir am besten”, erklärte Edelgard Völker lachend. Barbara Immer wusste auch warum: „Jeder drückt sich mit seinem Garten auch individuell aus.”