Hagen. .
Ein großes Publikum hatte sich am Freitagabend in der Stadthalle mit dem Konzert der „12 Tenöre“ ein wunderbares Valentinstags-Geschenk gemacht. Die berühmten jungen Männer aus aller Herren Länder, auf allen Bühnen der Welt zu Hause, hatten von der Klassik bis zu Rock und Pop für jeden Geschmack das passende Programm, sahen dazu auch noch knackig aus und interpretierten ihre Songs mit eleganter oder, wenn nötig, tollpatschiger Körpersprache. Bunt kreisende Scheinwerfer warfen Glanzlichter auf das nüchterne Stahlgerüst unter der Decke.
Die Band mit Piano, Drums und Keyboard sorgte für dezente Hintergrundmalerei, konnte aber auch passend zum musikalischen Kontext mit heftigen Trommelschlägen dazwischenfahren, was für angenehme Zwerchfellmassage sorgte. Diese Aufgabe besorgten außerdem die Tenöre mit ihrer pfiffigen Moderation, auch auf Englisch, wie bei der Ankündigung der Pause, wo außer dem Toilettengang auch Drinks empfohlen wurden, denn: „The more you drink, the better we sound!“
Perfekt ausgebildet
Dabei hatten die Sänger mit ihren perfekt ausgebildeten, vom feinsten Piano bis zu dröhnender Lautstärke, solistisch wie im Chor makellos klingenden Stimmen solche Tricks gar nicht nötig.
„O Fortuna“ von Orff hatte den richtigen, rhythmisch betonten Sound, „Solveigs Lied“ von Grieg einen Touch ins Schwermütige. „Kalinka“ mit dem quasi ins Uferlose ausgedehnten Anfangston des Solisten und den imaginäre Balalaikas und Geigen spielenden Chor-Tenören glich einem in Musik übersetzten Comic-Strip der Donkosaken.
„Funiculi Funicula“ raste im flotten Tempo, schneller als jede Seilbahn es schaffen würde. „Veronika, der Lenz ist da“ war eine Reverenz an die Comedian Harmonists. „Volare“ wurde als „Italienische Nationalhymne“ vorgestellt, ein Mix aus schmelzig-schmalzigem Gesang und Kopfstimmen-Krähen als Hintergrund-Sound. Das auf hohem Niveau kitschige „Delilah“ wurde zum Schunkeln und Mitsingen freigegeben. Die Verdi-Arie „Libiamo“, aus „La Traviata“ und „Nessun Dorma“ aus Turandot“ von Puccini überzeugten mit hervorragender klassischer Bühnentauglichkeit. Schließlich wurde mit einem Ständchen für die Damen („Die Männer dürfen auch mithören“) ein Sängerkrieg ausgetragen: Alexander Herzog aus Nürnberg, „der fränkische Bulle“, trat an gegen Oliver Metcalfe aus London, „den Pinsel von der Insel“.
Innig umarmt
Beide schluchzten herzergreifend „ O Sole Mio“, sangen aber zum Schluss nach gelangweiltem Gähnen innig umarmt zusammen. Das Publikum brüllte vor Lachen und vor Begeisterung. Die Sänger konterten: „Hagen, ihr seid Spitze“, was den Jubel noch beträchtlich steigerte. Nach diversen Zugaben begaben sich die Damen ins Freie auf die Suche nach dem ominösen weißen Bus, wo man sich angeblich zum „Date“ mit den smarten Jungs treffen konnte, und die dazugehörigen Männer, um auf ihre besseren Hälften aufzupassen.