Hagen.

„Es braucht rund 146 mg Cyanid, um einen Menschen zu töten. Wichtigstes Kennzeichen dieses Giftes ist der Geruch nach Bittermandeln“: Diese nützliche Information hinterließen die Verantwortlichen im Theater an der Volme im Programmheft zu „Tee mit Zimt“, das am Samstag in dem kleinen Theater auf dem Elbersgelände seine Uraufführung feierte.

Flotte Komödie mit Todesfall

Im Laufe des Stücks wird diese Information für alle Beteiligten sehr wichtig. Denn es kriselt in dem kleinen englischen Kurtheater, das der Schauplatz dieser flotten Komödie mit Todesfall ist:

Regisseur Lewis Westcastle (gespielt von Dario Weberg) bringt mit seiner abfälligen, selbstbewusst-arroganten Art alle gegen sich auf, mit denen er in den Proben zu einem neuen Stück steckt. Nicht nur Garderobier Gabriel (Roman Weber) muss sich einiges gefallen lassen. Sowohl die gestandene Schauspielerin Alice Barber (Beate Wieser) als auch Linda Brewster (Indra Janorschke) und der junge Mortimer Redfern (Lars Lienen) hätten genug Gründe, ihrem Regisseur den Tod zu wünschen.

Als kurz vor der Premiere eine Leiche auftaucht, sind sie zunächst voller Hoffnung, doch es kommt alles anders – und verursacht ein ordentliches Durcheinander.

Lars Lienen, der nicht nur selbst auf der Bühne steht, sondern als Regisseur und Autor dieses Stücks alle Fäden in der Hand hat, spielt geschickt mit Schein und Wirklichkeit in der Theaterwelt. Während zu Beginn eine oberflächliche Ruhe herrscht und fast jeder betont freundlich zu den Kollegen ist, läuft Dario Weberg als Reizfigur durch das Stück: Rund um seine Figur Lewis Westcastle entspannen sich Konflikte und treten mit der Zeit immer deutlicher ans Tageslicht.Webergs Spiel gibt dieser Figur eine geradezu tyrannische Erscheinung: Ein bisschen cholerisch und dabei mit so einer Selbstverständlichkeit respektlos gegenüber den anderen, dass es den Zuschauer unweigerlich immer wieder zum Lachen bringt.

Ihm steht Indra Janorschke als naive, aber durchaus selbstbewusste Linda Brewster gegenüber und entwickelt sich von der Affäre des Regisseurs zu einer gefährlichen Gegenspielerin. Beate Wieser lebt ihre Figur Alice Barber mit unterschwelliger Verbitterung und großartiger Mimik aus. Kein Wunder, dass alles so gut passt: Lars Lienen schrieb dieses Stück für genau dieses Premieren-Ensemble.

Viele amüsante Details

„Tee mit Zimt“ braucht keine großen Kulissenwechsel. Denn die Garderobe, die auf der Bühne angedeutet wird, ist der Ort, an dem sich das gesamte Verwirrspiel konzentriert. Dort bereiten sich die Schauspieler auf ihre Proben vor, lästern sie nach dem ersten Akt über die Ideen des Regisseurs, und dort beschimpft dieser seine Kollegen. Durch viele amüsante Details wird das Tempo hochgehalten, Szenen außerhalb der Garderobe werden geräuschvoll angedeutet. So war es eine leidenschaftliche Premiere, die vor ausverkauftem Haus den Nerv der Zuschauer traf.