Hagen.

„Wirtschaft fördert Kultur“, „Kultursponsoring“ – nicht nur platte Floskeln, sondern für viele Kultureinrichtungen mittlerweile ein unverzichtbares Muss. Auch für das Hagener Theater, das auf einige zuverlässige Unterstützer zählen kann. „Allerdings kann – wenn auch erfreulich – punktuelles Sponsoring keine solide Grundversorgung ersetzen“, unterstreicht Antje Haury.

Die Orchesterdirektorin mit Vehemenz: „Der Spielplan des Hauses muss finanziell gesichert und personell umsetzbar sein – durch Dritte geförderte Einzelprojekte laufen on top.“

Budget gibt "on top" nicht her

Wobei diese "On top"-Veranstaltungen enorm wichtig seien, „denn unser regulärer Spielplan kann aufgrund der angespannten Haushaltslage keine Spezialveranstaltungen beinhalten; unser knappes Budget gibt das einfach nicht her. Doch nur, wer auch etwas Besonderes anbietet, bleibt konkurrenzfähig – auch gegenüber den Nachbarstädten.“ Außerdem ziehe man die Aufmerksam von außerhalb auf sich, und die Zusatz-Einnahmen gäben dem Haus die Möglichkeit, neue Konzepte auszuprobieren.

Ein Beispiel par excellence für „Wirtschaft fördert Kultur“: das Konzert „Mit Vollgas ins neue Jahr“ am vergangenen Sonntag im Porsche­zentrum im Lennetal. „Seit vier Jahren lädt die Porsche-Geschäftsleitung zu diesem Exklusiv-Event ein. Guten Kunden wird so danke gesagt, und wir haben die Möglichkeit, durch das Konzert neue Publikumsschichten zu erreichen und vielleicht weitere Abonnenten zu gewinnen“, so Haury.

"Natürlich fließt Geld"

Doch das Theater bzw. Philharmonische Orchester hat auch konkret etwas von Gastauftritten dieser Art: „Natürlich fließt Geld. Bei den meisten Exklusiv-Veranstaltungen in einem höheren vierstelligen Bereich. Außerdem nimmt der Gastgeber meist eine bestimmte Anzahl an Karten ab.“

Jede Sonderveranstaltung sei individuell, „wir berücksichtigen die Raumgröße und die Gegebenheiten. Bei dem Klassik-Konzert bei Porsche waren wir zum Beispiel mit dem kompletten Bläser­ensemble vertreten, ein paar Streicher blieben zu Hause. Zwei Drittel des Orchesters – etwa 40 Musiker – waren also vor Ort.“

Ähnlich laufen die Sponsoring-Veranstaltungen bei C.D. Wälzholz ab. „Mit dem Stiftungs- oder Neujahrskonzert erreichen wir nicht nur den Chef, sondern auch zahlreiche Mitarbeiter“, freut sich die Orchesterfachfrau.

Auch stetige Förderung unverzichtbar

Wie das Sponsoring konkret aussieht, wird zwischen den Kooperationspartnern vereinbart. Die Märkische Bank unterstützt zum Beispiel Cross-over-Projekte wie „Klassik meets Pop“. „Oder das Open-Air-Westfalenbad-Event ,007 meets Amadeus’ im Sommer. Da wurde u.a. die Generalprobe exklusiv für den Hauptsponsor Märkische Bank / HVG reserviert.“

Doch auch stetige Förderung, wie sie die Sparkasse im Kinder- und Jugendbereich vornähme, sei unverzichtbar. Genau wie die Unterstützung der Dörken-Stiftung, die die Zusammenarbeit mit dem Kulturzentrum Kultopia bei dem Projekt „Film – Musik“ erst möglich mache. „Der in Amerika stark verbreitete Charity-Gedanke beruht auf gänzlich anderen steuerlichen Voraussetzungen; in Amerika ist es für Unternehmer wesentlich lukrativer als bei uns, Kultur zu fördern“, bedauert Antje Haury.