Breckerfeld. . 190 Schulleiterstellen an Grund- und Hauptschulen im Regierungsbezirk nicht besetzt. Es mangelt offenbar an Lehrern, die bereit sind, diese Aufgabe zu übernehmen. Heinz Opsölder (61) leitet die Grundschule Breckerfeld seit zehn Jahren. Und er hat Spaß an seinem Job.
Manchmal ist so ein Schulleiter eine Eier legende Wollmilchsau. Eine, die mit vier Kindern, die weiße Farbe in den Sand gegossen haben, die Kiste leer schüppt. Eine, die Tränen trocknet, wenn ein Mädchen mit einer Wunde im Sekretariat aufläuft. Eine, die noch neun Stunden in der Woche unterrichtet, die sich um den Verwaltungskram kümmern muss, die Konferenzen leitet und die schließlich auch noch eine Leitungsfunktion ausübt. „Aber“, sagt Heinz Opsölder, Leiter der Grundschule Breckerfeld und 61 Jahren jung, „es macht mir immer noch Spaß.“
Ein Spaß, den manche seiner Lehrerkollegen offenbar nicht als ausreichend empfinden. 190 Leiterstellen, so hatte unsere Zeitung in dieser Woche berichtet, sind nach Angaben der Bezirkregierung im Regierungsbezirk Arnsberg nicht besetzt. Der Grund: mehr Arbeit und eine Bezahlung, die diesem Aufwand nicht entspricht.
Seit zehn Jahren in Breckerfeld
„Grundsätzlich“, sagt Opsölder, der Förster geworden wäre, wenn er nicht Lehrer geworden wäre, „bin ich schon der Meinung, dass Lehrer angemessen bezahlt werden. Allerdings schränkt er ein, dass wohl niemand ernsthaft allein aus finanziellen Erwägungen die Leitung einer Grundschule übernehme.
Stellvertretende Schulleiterin geht in den Ruhestand
Heinz Opsölder bleibt noch mindestens zwei Jahre Schulleiter in Breckerfeld. Seine Stellvertreterin Barbara Golder geht Ende dieses Monats in den Ruhestand.
Ihre Nachfolge als stellvertretende Schulleiterin übernimmt Martina Alpers-Merz.
Auch die dadurch frei werdende Lehrerstelle an der Grundschule wird neu besetzt. Und zwar mit einem männlichen Kollegen. Sein Name ist Sebastian Beek.
Mit Heinz Opsölder und Sebastian Beek unterrichten dann zwei Männer an der Grundschule.
Seit 2003 leitet Heinz Opsölder die Schule in Breckerfeld. Vorher war er Rektor einer Grundschule in der Lüdenscheider Innenstadt. „Da hatten wir es mit ganz anderen Problemen zu tun“, sagt er, „ich habe mich bewusst für Breckerfeld entschieden. Das ist hier schon eine heile, eine andere Welt. Ich kann mich gar nicht daran erinnern, wann ich das letzte Mal so richtig laut geworden bin.“
Als Schüler unter Schule gelitten
Das Poltern, das liegt ihm nicht. Und das hat vielleicht auch mit seiner eigenen Geschichte zu tun. „Als Schüler habe ich unter Schule gelitten“, sagt Heinz Opsölder, „besonders, als ich eine weiterführende Schule besucht habe. Ich war es gewohnt, sehr selbstständig zu arbeiten. Das war plötzlich nicht mehr gefragt. Ich habe mir damals gedacht: Das muss doch auch anders gehen.“
Und so ist Opsölder, dessen Vater schon Lehrer an einer kleinen Dorfschule im Hunsrück war, Lehrer geworden. „In einer spannenden Zeit“, wie er mit Blick auf die Reformen im Bildungssystem Mitte der 80er Jahre sagt. „Da gab es mit mal neue Richtlinien für den Grundschulbereich. Die sind in einem sehr offenen, demokratischen Verfahren aufgestellt worden. Man hatte plötzlich die Möglichkeit, Schule und das Lernen zu verändern.“
Mit Großen oder Kleinen
Für ihn sei es immer nur in Frage gekommen, mit den ganz großen oder den ganz kleinen zu arbeiten, sagt Opsölder. „Entweder in der Oberstufe, weil mich die Themen, die dort behandelt werden, interessieren, oder aber an der Grundschule aus pädagogischen Gründen und weil ich so gerne mit Kindern zu tun habe.“
Weil sie Freude bereiten. So wie jener Schüler der dritten Klasse mit Goldabzeichen, den er neulich im Schwimmunterricht gebeten hat, sich im Becken um einen Klassenkameraden zu kümmern, der Angst vor dem Wasser hat. „Der ist ihm die ganze Stunde nicht mehr von der Seite gewichen, hat ihn durchs Wasser gezogen“, sagt Heinz Opsölder und lächelt. „An so etwas habe ich dann den ganzen Morgen meine Freude.“
Den Alltag des Schulleiters – es gibt ihn einfach nicht. „Jeder Tag ist anders“, sagt Opsölder, „immer wieder gibt es Dinge, um die man sich kümmern muss und von denen man vorher nichts geahnt hat. Ich weiß morgens nie, wann ich nachmittags rauskomme. Das alles macht meinen Job als Schulleiter bis heute spannend und reizvoll.“