Hagen. .

Daniel (25) hat ein zartes Bübchengesicht und wirkt wie ein braver Schuljunge. Doch wenn er die berauschenden Psycho-Pilze einnimmt, hält er sich selbst für „Luzifer“ – und kann tatsächlich zum Teufel werden.

Prozessbeginn vor dem Schwurgericht: Der junge Mann ist angeklagt, sich am 22. Januar vergangenen Jahres mit „halluzinogenen Pilzen“ in einen Vollrausch versetzt zu haben. Im unkontrollierbaren Wahn hätte er seine Mutter Karin (60), die auf einen Rollstuhl angewiesen ist, töten wollen.

Die Anklage: Während die körperbehinderte Frau gegen 22.45 Uhr bereits tief schlief, kippte Sohn Daniel im Wohnzimmer Benzin aus und zündete es an. Kurz darauf hörten Nachbarn in der oberen Etage laute Hilfeschreie aus der Erdgeschosswohnung, aus der bereits dichter Rauch drang. Sie konnten die Frau über den Balkon vor den Flammen retten.

Wenig später traf ein Löschzug der Feuerwehr an dem Mehrfamilienhaus in Helfe ein. Der Brand konnte gelöscht werden, noch bevor er auf andere Gebäudeteile übergriff.

„Die Mutter erlitt eine Rauchvergiftung“, verrät Oberstaatsanwalt Wolfgang Rahmer, „und das Wohnzimmer wurde durch das Feuer vollständig zerstört. Die Wohnung war anschließend nicht mehr bewohnbar.“ Der Sachschaden betrug rund 50 000 Euro. Unmittelbar nach dem Zündeln hätte Daniel den Brandort verlassen und sei zu seiner damaligen Freundin nach Herne gefahren. „Ich bin Luzifer und habe gerade Mama erlöst“, soll er ihr anvertraut haben.

Daniel selbst kann sich zu den Vorwürfen überhaupt nicht äußern. „Er weiß von nichts“, erklärt sein Verteidiger Lothar Hinz, „totaler Filmriss, Blackout.“ Schuld daran waren diese verdammten Psycho-Pilze, die er in seinem Zimmer heimlich eingenommen hatte, die ihn in Rausch und Wahn versetzten und zum Feuerteufel werden ließen. „Mir wurde innerlich ganz heiß und ich wurde immer böser.“

Diese Pilzsorte kannte Daniel vorher nicht: „Ein Kollege hatte sie selbst angebaut. Vielleicht hat er sie auch in LSD getränkt. Keine Ahnung. Irgendetwas stimmte mit denen nicht."

Dabei experimentiert das zarte Bübchengesicht („Ich war ein Kiffer“) seit seinem 12. Lebensjahr mit psychoaktiven Substanzen, „weil sie mir eine andere Welt öffnen und das Bewusstsein erweitern.“ Übers Internet bestellt sich Daniel die Rauschpilze. Dann sieht er Wasserfälle und besonders leuchtende Farben, wo gar keine sind. Oder nimmt sich selbst als Luzifer wahr, der seine Mutter töten muss.

„Seit dem Brand habe ich nie wieder Pilze angefasst und werde das auch nicht tun“, sagt Daniel. Er sitzt derzeit in Haft. Am 20. Januar wird der Prozess fortgesetzt.