Kuhlerkamp. . In Hagen gibt es 13 Apotheken weniger als noch vor sieben Jahren. Ende des Jahres schließt auch die Kuhlerkamp-Apotheke. Einen Nachfolger hat Apotheker Michael Scheunemann (64) vergeblich gesucht.
Die Apotheke von Michael Scheunemann (64) ist eine Institution auf dem Kuhlerkamp. Seit 26 Jahren berät der in Gevelsberg wohnende Apotheker die Menschen in dem Wohngebiet zwischen Tücking und Wehringhausen und gibt Medikamente aus. Doch damit ist es zum Ende des Jahres vorbei: Die Kuhlerkamp-Apotheke wird geschlossen, Scheunemann tritt in den Ruhestand, einen Käufer hat er nicht gefunden. „Ein Jahr lang habe ich intensiv einen Nachfolger gesucht – vergeblich.“
Finanzierung immer schwieriger
Scheunemann ist in diesem Jahr bereits der vierte Hagener Apotheker, der seinen Betrieb schließt. Auch die Campus-Apotheke, die Marien-Apotheke (beide Innenstadt) und die Stifts-Apotheke (Hohenlimburg) wurden 2013 mangels Nachfolger aufgegeben. 2014 wird es in ganz Hagen nur noch 45 Apotheken geben, 13 weniger als noch vor sieben Jahren.
Manche Stadtteile wie das Fleyer Viertel, sind inzwischen Apotheken-freie Zonen, auch dem Kuhlerkamp steht dieses Schicksal ab Januar bevor. „Diese Entwicklung entspricht dem Trend in Westfalen-Lippe“, berichtet Sebastian Sokolowski von der Apotheker-Kammer Münster, in deren Zuständigkeitsbereich die Zahl der Betriebe mit nur noch 2020 Apotheken einen Tiefstand erreicht hat.
Gründe liegen auf der Hand
Die Gründe für das Apotheken-Sterben liegen auf der Hand: „Es rechnet sich einfach nicht mehr“, so Sokolowski, der für die wirtschaftliche Misere vor allem die Gesundheitsreform, die den Apothekern einen erheblichen Verwaltungsaufwand aufgebürdet habe, verantwortlich macht. Auch dass die Krankenkassen Pauschalverträge mit den Pharmakonzernen abschließen dürften, belaste letztlich die Apotheken. Der Internet-Handel mit Medikamenten spiele dagegen eine eher untergeordnete Rolle.
Zuletzt wurde 2009 eine Apotheke in Hagen neu eröffnet, die einzige in den vergangenen sieben Jahren. „Die Finanzierung eines Apotheken-Kaufs wird für die jungen Kollegen immer schwieriger“, stellt Michael Scheunemann resigniert fest. Immerhin haben seine Mitarbeiterinnen neue Arbeitsplätze gefunden und müssen nicht stempeln gehen, wenn er den Betrieb Ende Dezember schließt.
Infrastruktur bricht weg
Für die Einwohner des Kuhlerkamps aber bricht ein Stück Infrastruktur weg. Vor allem für alte Menschen dürfte es – trotz der guten Busanbindung – ärgerlich wenn nicht problematisch sein, für den Kauf eines Medikaments nach Wehringhausen fahren zu müssen. „Außerdem war die Beratung bei Herrn Scheunemann exzellent“, berichtet Anwohnerin Birgit Werntgen. „Ein Apotheker ist doch auch eine Vertrauensperson.“
Mit der Kuhlerkamp-Apotheke geht den Menschen eben nicht nur ein Anlaufpunkt verloren, sondern auch ein bedeutender sozialer Baustein. Und dieser Umstand ist mindestens so bedauerlich wie die Schließung der Apotheke selbst.