Hagen. .

Sie haben gelernt, über sich selbst zu lachen. Wer so weit ist, der hat seine Furcht und seine Scheu abgelegt. Wer über sich selbst lachen kann, der ist stark, der ist selbstbewusst. Also halten sie sich den Spiegel vor und spielen. Sie spielen auf der Bühne eine Szene, die sie nur allzu gut kennen: Sie daddeln an der Playstation. Sie gehen nicht zum Fußball-Training, nicht zur Theaterprobe. Und die Eltern versuchen verzweifelt, ihre Kinder vom Sofa herunterzubekommen.

Was diese Theaterszene mit Partizipation zu tun hat? „Viel“, sagt Gandhi Chahine, „wer seine Zeit nur vor der Spielekonsole verbringt, der kann nicht teilhaben, kann sich nicht einbringen und seine Interessen vertreten.“

Modellprojekt

„Auf Augenhöhe“ heißt ein Modellprojekt des Landesjugendministeriums, in dem es genau darum geht. Die Evangelische Schülerarbeit Westfalen (ESW) führt es in Herne, Bochum und Hagen durch. Erste Ergebnisse der intensiven Arbeit mit Jugendlichen, die drei Jahre lang gefördert wird, werden am Samstag, 7. Dezember, 19 Uhr, im Kulturzentrum Kultopia an der Konkordiastraße gezeigt.

„Im Kern geht es darum, jungen Menschen, die es im Leben nicht immer leicht haben, aufzuzeigen, wie sie sich einbringen können“, sagt Renato Liermann, der für die ESW das Projekt betreut. „Dahinter steckt die Frage: Wie werde ich ein Demokrat? Viele der Jugendlichen haben einen Flüchtlingshintergrund, kommen in einem Zustand der Ohnmacht. In ein Land und in einer Stadt, in der sie mitreden dürfen und sollen.“

Potenziale im Fokus

Dabei laufen Fortbildungen mit Workshops in Garenfeld und kreative Phasen mit Theater- und Musikstücken im Kultopia parallel. „Dabei fördern wir auch die Sprachkompetenz der Jugendlichen“, erklärt Gandhi Chahine, „nur wer sich ausdrücken kann, kann partizipieren.“

Da, wo Schule nicht mehr weiterkommt, setzt das Projekt an. „Wir konzentrieren uns nicht auf die Defizite, sondern auf die Potenziale“, sagt Sotiria Lambropoulou, „Jugendliche werden nicht bewertet, können so sein, wie sie sind.“

Das Feedback kommt ganz unmittelbar von denen, die vor der Bühne stehen. Oder von jenen, die einst an ähnlichen Projekten teilgenommen haben und sich heute ehrenamtlich im Umfeld des Kultopias engagieren. „Unsere Perspektive als Sozialarbeiter ist manchmal von der der Teilnehmer zu weit entfernt“, so Liermann, „aber wenn jemand aufmuntert und Mut macht, der selbst erst vor ein paar Jahren zum ersten Mal auf einer Bühne gestanden hat, dann ist das etwas anderes.“