Hagen. .
Rechtzeitig zum Weihnachtsfest hat Marianne Piepenstock mit ihrem vierten „Klangbilder“-Zyklus wieder klassische Lyrik, Musik und Malerei auf unnachahmliche Weise vereinigt. Ihre lautmalerischen Traumbilder stellen jedoch keine Illustrationen dichterischer Kunst dar, sondern sind das Resultat phantastischer Gedanken und Assoziationen, die die Musik in der Künstlerin wachrufen. „Marianne Piepenstock schafft mit ihrer bildschöpferischen Phantasie Impressionen, impressionistische Pendants zur Musik“, hat es Peter Schütze im Vorwort treffend formuliert. Die Spannung zwischen den Künsten bleibe erhalten, die Werke animierten den Hörer und Betrachter zu einem eigenen kreativen Prozess.
Ob sie nun Literatur, vertonte Lyrik oder reine Musik in Farbkompositionen umsetzt – stets verlässt sich Marianne Piepenstock auf ihr inneres Auge, wenngleich die viel gereiste Künstlerin sicherlich auf einen immensen Erfahrungsschatz zurückgreifen kann. So erinnert „Granada“, ein Stück aus der achtteiligen Suite espanola von Isaac Albeniz, mit der der spanische Komponist eine Hommage an bekannte Städte und Regionen seines Heimatlandes schuf, an die Farbe der Erde, an Vegetation und Gestein. Die mit Kohle gezogenen Striche wirken wie die schwingenden Röcke tanzender Frauen: „Und die Wolken sind quasi vor meinem geistigen Auge erschienen, als ich der Musik gelauscht habe“, berichtet die ehemalige Lehrerin.
Korrespondenz der Sinne
Das spannungsreiche „Prelude“ von Max Baumann hat Marianne Piepenstock dagegen als etwas Bedrohliches empfunden und zu abrupten, scharfen Kanten und Balken auf dem Bild geführt. Die tanzenden Knaben zu Debussys Wiegenlied wiederum vermitteln förmlich den Eindruck, als bewege sich das Bild.
Aber wie sieht ein einzelner Ton aus, welche Farbe entspricht einer Note, einem „c“, einem „g“? Marianne Piepenstock gibt ihre ganz persönliche Antwort und bringe damit gleichsam auf den Punkt, worum es ihr gehe, urteilt Peter Schütz: „Nicht um ein Gleichziehen, eine Identität von Bild und Musik, sondern um eine Korrespondenz der Sinne ist es ihr zu tun.“